Wolfgang Günther
Wolfgang Günther Fotografie © evelin Frerk.
2020-09:
Die Initiative "Schweinfurt ist bunt - Bündnis für Demokratie und Toleranz" fordert auf,
"Willy Sachs aus der Ehrenbürgerliste der Stadt Schweinfurt zu streichen". Wolfgang Günther, Gründungsmitglied des Bündnisses stärkt die Forderung: „Die nationalsozialistische Ideologie, die Willy Sachs vertrat, war und ist zu tiefst menschenfeindlich. Weil Rassismus und Antisemitismus nicht nach Schweinfurt passen ..."
Auch dankt Wolfgang Günther der "Initiative gegen das Vergessen" für ihren Einsatz und ihre Arbeit. Seit Jahren wurde recherchiert, Belege gesammelt und Kontakte mit Historikern gesucht. Für Wolfgang Günther sind die Ergebnisse eindeutig und die daraus zu ziehenden Konsequenzen klar: Streichung der Person Willy Sachs aus der Ehrenbürgerliste die Stadt Schweinfurt. “
2019-01:
"Für seine jahrehntelange verdienstvolle Tägikeit in übergeordneter Funktion" wurde Wolfgang Günther vom Landesverband Bayern im Rathaus von Schweinfurt mit der Ehrenurkunde ausgezeichnet, Grußworte sprach Herbert Wiener, Schweinfurter bfg-Vorsitzende.
Festredner Frank Riegler, Erlangen "... umriss in einem historischen Rückblick den oftmals gegenüber Staat und Kirche "lebensgefährlichen Eintritt für die Wahrheit". Das habe bereits mit der Bejahung der Erde als Kugel, die sich um die Sonne dreht, begonnen. Und der „Reformator“ Luther habe nicht nur die Bibel übersetzt, sondern auch heftigste Polemik gegen Juden, Bauern und Frauen betrieben, was beim Reformationsjubiläum im Jahre 2017 häufig schamhaft verschwiegen worden sei. Bis zur heutigen Zeit erlebe man eine mangelnde Mitwirkung bei Aufklärung und Wiedergutmachung von Kindesmissbrauch, eine rückwärtsgewandte Einstellung zu Scheidung und Empfängnisverhütung, Beschränkungen von Arbeitnehmerrechten in kirchlichen Einrichtungen und, gerade in Bayern, parteipolitisch wohlwollendes Verhalten zu verfassungsrechtlich bedenklichen „Kreuzzügen“.
Der bfg Schweinfurt K. d. ö. R. hat Wolfgang Günther als Stellvertretenden Vorsitzenden in den dem Vorstand gewählt und berufen. Aktiv ist Wolfgang Günther auch als Trauerredner.
Die Begegnung mit Wolfgang Günther, die zu seiner Teilnahme an diesem Portal der gegenwärigen Humnisten führte, fand im Mai 2019 im Rahmen der bfg Fachvorträge im
"Alten Feuerwehrhaus" Schweinfurt statt.
Autor Wolfgang Günther:
Die Geschichte des Bundes für Geistesfreiheit Schweinfurt
"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gesinnungsfreunde!
Mit Unterstützung Napoleons I. und des von ihm geförderten Reichsdeputations-Hauptschlusses wurde zwar 1803 den zahlreichen geistlichen Fürstentümern in Deutschland ihre Machtbefugnisse als Landesherren entzogen und dem Staat die Einziehung des erheblichen Kirchengutes gestattet, aber die geistige Beeinflussung des Volkes und seine Lenkung durch die Kirchenlehre blieb unangetastet. Mittelalterliche Vorstellungen von Belohnung und Bestrafung im Jenseits mit dem Glauben an Himmel, Hölle, Fegefeuer usw. wurden weiterhin allen Untertanen beigebracht. Erst als der katholische Kaplan Johannes Ronge aus Oberschlesien 1844 aus Anlass der geforderten Verehrung des in Trier ausgestellten sogenannten Heiligen Rockes in der Öffentlichkeit gegen krasse Auswüchse der Kirchenlehre protestierte, aus der Kirche austrat und bereits 1846 die ersten freichristlichen Gemeinden gründen konnte, begann eine allgemeine Abfallbewegung der Kirchenmitglieder. Die Zeit der Aufklärung hatte schon dafür gesorgt, dass der blinde Glaube ins Wanken geraten war. 1841 war bereits das wegweisende Buch des Philosophen Ludwig Feuerbach mit dem Titel „Das Wesen des Christentums“ erschienen, in dem er die Behauptung aufgestellt hatte, dass die menschliche Natur dazu neige, die eigenen Wünsche und Ängste in ein imaginäres Jenseits zu projizieren und sich somit ihre Götter nach ihrem eigenen Bilde erschaffe. Darwins Evolutionslehre ließ die Menschen am wörtlich tradierten Schöpfungsbericht der Bibel zweifeln. Die Gedanken, welche die Revolution von 1848 herbeiführten, steckten auch das sogenannte einfache Volk an, das nun seine Selbstbestimmung auf allen Gebieten forderte. Schon damals ertönte der Ruf: „Frei sei der Geist und ohne Zwang der Glaube!“
1849 gründete Ronge in Schweinfurt mit einflussreichen Bürgern die „Freichristliche Gemeinde Schweinfurt“. Ronge war wiederholt in Schweinfurt – noch heute erinnert in Ludwigshafen ein ihm 1849 gewidmeter Pokal daran – und andere bedeutende Redner wie Scholl, Kampe und Glatz folgten ihm. 1849/50 errichteten die Mitglieder mit finanzieller Unterstützung der Industriellenfamilie Sattler einen eindrucksvollen Bau am Schillerplatz als Versammlungshalle für alle Gesinnungsfreunde. Gründungsmitglieder waren überwiegend Handwerker und Kaufleute sowie die genannte Fabrikanten-Familie.
Nach kurzem Aufflammen der 1848er Bewegung war es den deutschen Fürsten und ihrem Anhang gelungen, die angestrebten Reformen auf politischen Gebiete zum Scheitern zu bringen. Damit war auch die religiöse Reformbewegung in Bayern gehemmt, denn die bayerische Regierung steht ja seit eh und je sehr unter dem Einfluss der christlichen Kirchen. Diese erreichten zunächst im November 1851 bei der Regierung von Unterfranken ein Verbot der Freichristlichen Gemeinde Schweinfurt, das erfolglos angefochten wurde. Am 21. Mai 1852 erfolgte durch die Landesregierung in München das Verbot sämtlicher freichristlicher Gemeinden in Bayern. Die Kinder der Mitglieder wurden gezwungen, am christlichen Religionsunterricht teilzunehmen. In Schweinfurt wanderten einige Mitglieder nach Amerika aus; ein anderer Teil der Mitglieder kehrte unter dem Druck der Verhältnisse nach und nach wieder zurück zu seiner früheren Kirche und nur ein kleiner Teil hielt nach wie vor an seiner Einstellung fest. In den nächsten 50 Jahren herrschten in Schweinfurt allein die christlichen Kirchen, wobei auch die katholische zunehmend Einfluss und Mitglieder gewann.
1859 wurde in Gotha der „Bund freireligiöser Gemeinden Deutschlands“ gegründet. Soweit zu dieser Zeit noch freichristliche Gemeinden bestanden haben oder wieder zugelassen waren, schlossen sie sich dieser Bewegung an. In Schweinfurt war nach dem Verbot von 1852 kein Wiederaufleben mehr möglich.
Erst 1906 fanden sich wieder so viele freidenkende Personen zusammen, dass sie zunächst den „Verein der Freidenker für Feuerbestattung“ und am 7. März 1907 die „Freidenker-Vereinigung Schweinfurt gründen konnten. Es handelte sich hauptsächlich um Angehörige des Arbeiterstandes, denn mittlerweile hatte sich Schweinfurt zur Industriestadt entwickelt. 1912 konnte der erste freireligiöse Unterricht erteilt werden, allerdings nicht in einer öffentlichen Schule, sondern zunächst in einem Privatlokal. Am 5. Juli 1917 fand die erste Jugendweihe in Schweinfurt statt.
Am 1. März 1919 nahm die Gemeinschaft den Namen „Freireligiöse Gemeinde Schweinfurt“ an, der am 26. Januar 1931 um den Zusatz „Bund für Geistesfreiheit, Sitz Schweinfurt“ ergänzt wurde.
1933 verboten die Nationalsozialisten alle freigeistigen Vereinigungen in Deutschland und beschlagnahmten deren Vermögen, Büroeinrichtungen und Bücher. Erst nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus und der Rückkehr der alten Gesinnungsfreunde aus Konzentrationslagern oder Kriegsgefangenschaft konnte am 15.12.1946 die Wiedergründung der Freireligiösen Gemeinde Schweinfurt beschlossen werden. Die neu ausgearbeitete Satzung trägt das Datum vom 10.6.1947. Die erste Jugendweihe nach den Zweiten Weltkrieg erfolgte im Frühjahr 1947. Der Moral- und Sittenunterricht für die Jugend konnte wieder begonnen werden. Die erste Tagung der freigeistigen Verbände für Bayern fand am 5. Oktober 1947 in Nürnberg statt. Mit Entschließung des bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 4. Dezember 1947 wurde der Vereinigung „Freireligiöse Landesgemeinde Bayern“ die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen.
Die erste öffentliche Versammlung in Schweinfurt mit Vortrag nach dem Kriege fand am 14. November 1947 statt und gleich darauf ein Lichtfest. Ab 1948 entwickelte sich ein reges Gemeindeleben mit Feiern, Vorträgen, Wanderungen und Busfahrten. Mitte Juli1953 wurde die erste Feier der Sommersonnenwende auf der Bismarckhöhe veranstaltet, im Herbst des gleichen Jahres wurde eine Jugendgruppe gegründet.
Heute trägt unsere Vereinigung den Namen „Bund für Geistesfreiheit Schweinfurt“und ist Mitglied beim Bund für Geistesfreiheit Bayern im Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften. Eine neue, überarbeitete Verfassung (Satzung) trat am 1. April 2000 in Kraft.
Der Bund für Geistesfreiheit Schweinfurt steht in der Tradition der Freireligiösen Gemeinde Schweinfurt und der Freigeistigen Gemeinschaft Schweinfurt. Er verpflichtet seine Mitglieder weder zu Dogmen noch zu weltanschaulichen Bekenntnissen, sondern erwartet von ihnen, dass sie in eigener Verantwortung und Mündigkeit ihr Weltbild formen. Die Mitglieder werden angehalten, die Grundsätze des neuzeitlichen Humanismus im Alltag zu verwirklichen und ein Leben in mitmenschlicher Verantwortung zu führen. Neben Vorträgen und anderen Veranstaltungen gestaltet der Bund für Geistesfreiheit auch Jugend- und Trauerfeiern.
Gerade heute, wo Religionen weltweit dazu missbraucht werden unter dem Vorwand des Kreuzzuges gegen das Böse oder eines Heiligen Krieges Menschen wegen wirtschaftlicher Interessen gegeneinander aufzuhetzen und Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu schüren, bedarf es einer Gemeinschaft, in der der Mensch im Mittelpunkt steht. Nur aufgeklärte und frei denkende Menschen können bei allen Behauptungen die entscheidende Frage stellen: wem nützt´s. Halten wir deshalb die Fackel des freien Geistes hoch gegen Obskurantismus und Betrug!"
und zusammengefasst von Wolfgang Günther:
Die verschiedenen kirchenfreien Organisationen in der BRD
nach: Steuerwald, Helmut: Kritische Geschichte der Religionen und freien Weltanschauungen – Eine Einführung - Neustadt am Rübenberge 1999, S. 525 ff.
"1. Immer noch zahlenmäßig am stärksten sind die Organisationen, die dem Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD) angehören und im südwestlichen Deutschland vertreten sind. Ursprünglich von monistisch-pantheistisch-religiösen Haltungen geprägt setzten sich in vielen Gemeinden atheistische bzw. materialistische Haltungen durch, was aber zu Verlusten mehrerer Mitgliedsverbände führte. Es entstanden unabhängige Landesverbände unter unterschiedlichen Namen.
2. Der Deutsche Freidenkerverband (DFV) mit Sitz in Dortmund dürfte der zweitgrößte Verband sein. Aufbauend auf Traditionen der Weimarer Republik schloss er sich nach dem Ende der DDR mit dortigen Freidenkerverbänden zusammen. Die Freidenker sind entschieden atheistisch eingestellt und treten für eine scharfe Trennung von Staat und Kirche ein. Sozialistisch orientiert bekennen sie sich auch klar zum Antifaschismus.Sie stellen die Verteidigung der Menschenwürde in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und kämpfen konsequent gegen Rassismus, Intoleranz, Fremdenhass und Irrationalismus.
3. Der ursprünglich vom DFV abgespaltene Berliner Freidenkerverband hat sich umbenannt in Humanistischer Verband Deutschlands (HVD), Landesverband Berlin, und hat inzwischen Landesverbände in vielen Bundesländern. Mit einer großen Anzahl hauptamtlicher Beschäftigter hat er eine Vielzahl von Einrichtungen geschaffen. Er ediert die Zeitschrift „Diesseits“. Obwohl zahlenmäßig nicht sehr groß hat er neben anderen Aktivitäten die Humanistische Akademie gegründet, die auf wissenschaftlichem und kulturpolitischem Gebiet aktiv ist.. Sie gibt die Zeitschrift „Humanismus aktuell“ heraus. Der HVD tut sich vor allem im Berliner Umfeld im Lebenskunde-Unterricht, bei Jugendfeiern, kulturellen Aufgaben und im Sozialbereich hervor. Orientiert auf den Abbau der kirchlichen Privilegien will er eine gleichberechtigte Behandlung aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, was ihm auch den Vorwurf der „3. Konfession“ einträgt.
4. Auch Organisationen, die früher dem BFGD angehörten, haben sich nun dem HVD angeschlossen, in Franken u.a. der Bund für Geistesfreiheit Nürnberg und der Bund für Geistesfreiheit Würzburg, die sich nun Humanistische Verbände nennen.
5. Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA e.V.) setzt sich, obwohl klein, vehement für die scharfe Trennung von Staat und Kirche ein. So wurde er bekannt durch den Streit um das Kreuz in den Schulen. Dem IBKA gehören in Bayern auch Organisationen des bfg korporativ an. Die Zeitschrift MIZ (Materialien und Informationen zur Zeit) versteht sich als politisches Magazin für Konfessionslose und AtheistInnen, in denen Informationen vor allem aus dem kirchlichen Raum kritisch, mitunter bissig, aufgearbeitet werden.
6. Die :Freigeistige Aktion/Deutscher Monistenbund e.V. ist vor allem im Verlagswesen und beim Vertrieb von atheistischer Literatur tätig. Die Zeitschrift „Kristall“ berichtet auch über Tätigkeiten im Ausland.
7. Außerdem gibt es wichtige, auf Landesebene selbständig arbeitende Verbände, die z.T. im Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) zusammen geschlossen sind. Mehrere Organisationen, die früher im BFGD waren, arbeiten jetzt relativ eigenständig, so die Freien Humanisten Niedersachsen und der Bund für Geistesfreiheit Bayern. Der aus dem DFV ausgeschiedene Humanistische Freidenkerbund Brandenburg e.V. engagiert sich für „Lebensgestaltung/Ethik/Religionskunde“ (LER).
8. In verschiedenen Orten arbeiten kleinere Verbände unabhängig oft nach eigenwilligen Vorstellungen.
9. Die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft ist als freie Gemeinschaft anzusehen, auch wenn sie das Religiöse betont. Bedenken gegen die Unitarier, die in den Anfangsjahren nach der Gründung u.a. auch rassistische Haltungen vertreten hatten, dürften heute nicht mehr berechtigt sein. Unitarische Bewegungen gibt es in vielen Ländern, vor allem auch in den USA, wo sie sich allerdings noch stärker an alte christlich-unitarische Vorstellungen gebunden fühlen.
Auch gibt es Organisationen, in denen sowohl Christen als auch Nicht-Christen zusammen arbeiten und für die klare Trennung von Staat und Kirche eintreten, so die Humanistische Union (HU), die sich vor allem als Bürgerrechtsbewegung versteht und sich als demokratische Kulturorganisation für die politischen und persönlichen Freiheiten einsetzt gegen restaurative Bestrebungen in der Politik.
Das Engagement der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) richtet sich mit ihrer Zeitschrift „Skeptiker“ gegen pseudowissenschaftliche Behauptungen und esoterische Heilslehren. Internationale Verbindungen bestehen vor allem zum US-amerikanischen Skeptikerverband."
Berlin, 2019-05 | 2021-02 | 2023-02 eF