Dr. Adriana Schatton

Dr. Adriana Schatton

... " Zum Humanismus und über mich selbst

Selbstdefinition

Evolutionär humanistisch, das heißt: Ich bin mir meiner (biologischen und individuellen) Herkunft bewusst und stelle dennoch die Art „Mensch“ und mich als etwas Besonderes hervor. Die (wohl nie) aufhörende Suche nach der Lösung dieser Widersprüche ist meine Weltanschauung.

Entscheidende Erfahrungen

Mit der Suche nach der Antwort auf die Frage, „Warum das alles?“ und im Zuge der Auseinandersetzung mit der moralischen und Sinn gebenden Vormachtstellung der Religionen.

Elitär

Die meisten Menschen können sich diese Gedanken gar nicht leisten! Humanisten müssen dafür sorgen, dass Aufklärung kein Luxusartikel ist.

 

 

Religiöse Zwänge

Manchen äußerst aufgeschlossenen Ideen stehe ich leider (noch) altmodisch gegenüber (Geschlecht ist gemacht, Anti-Speziezismus, Nichtexistenz des Bösen etc.). Ich weiß aber nicht, ob das unbedingt „christlich“ ist! Schubladen machen das Leben so leicht …
Es macht immer Sinn, weniger in Kategorien zu denken, ich möchte mir mein Leben (so lange es niemandem schadet) aber nicht unnötig erschweren.

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Viele meiner Freunde sind gegenüber Politik und Spiritualität sehr unskeptisch. Ich selbst habe bei dem Gedanken an den Tod derer, die ich liebe das Bedürfnis, sie irgendwie wieder zu sehen. Konkrete Erfahrungen habe ich aber nicht.

Glaubensfreie Alternativen

... zu religiösen Ritualen? Nein, möglichst nicht, obwohl ich mir manchmal welche wünsche. Mir fehlt nichts und Weihnachten ist ja nicht christlich!

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Da ich als Weiße, einem der beiden Mehrheitsgeschlechtern angehörige, heterosexuelle, akademische Westeuropäerin keiner Minderheit angehöre, ecke ich im Alltag nicht allzu sehr an ;-) . Über das Thema Religion kann ich mich jedoch selten so aufregen, wie mir innerlich dazu wären (Uni, Arbeit, Freunde, Familie).
Vielleicht gibt es bestimmte innere Schranken, die mir die Erfüllung mancher Träume nicht ermöglichen. Aber, es wäre ja langweilig, wenn es die nun gar nicht gäbe.

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

Vor allem bedeutet Humanismus Aufklärung und Übernahme von Verantwortung, aber auch Befreiung von einer scheinbar willkürlichen Macht.

Praktischer Humanismus

Jeder einzelne sollte nicht mehr in Kategorien denken, die sein eigenes Leben zwar erleichtern, es anderen aber schwerer machen. Kooperativen Strukturen müssen entstehen.
Beispielsweise dürfen Familien nicht der einzige soziale Rückhalt sein, alternative Lebensgemeinschaften müssen gefördert werden, die soziale Absicherung darf nicht an sinnlose Bedingungen geknüpft sein, die tradittionelle Ehe sollte abgeschafft sein.
Ein würdevoller Umgang mit Tieren muss angestrebt und umgesetzt werden. Keiner sollte sich scheuen, anderen Menschen zu mehr Selbstbestimmtheit und Aufgeklärtheit zu verhelfen. Im Alltag sollten die Menschen globaler und ökologischer denken (Fair Trade- und Bioprodukte den konventionellen vorziehen).

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Verantwortung übernehmen, das Leben genießen, immer wieder in sich gehen, was man EUIGENTLICH vom Leben erwartet (und wie viel davon umsetzbar ist), anderen zu einem selbst bestimmten Leben verhelfen, Tieren ein Maß an Selbstbestimmung zugestehen, sich mit dem Tod auseinander setzen, Autoritäten immer in Frage stellen aber kooperieren, wo man der Sache und den Menschen vertraut, Kompromissfähigkeit trainieren, selbst (und frei von Zwängen) über sein Ende bestimmen können.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Fundamentalismus, Unterschichtenfernsehprogramm, Jugendwahn, das Wecken falscher Bedürfnisse durch das Vorleben in den Medien, Langeweile, fehlende Zukunftsperspektiven, Konsumwahn, Umgang mit Pornografie, gesellschaftliche Anonymisierung (soz. Netzwerke, etc.), das Schulsystem!
Nicht verkannt, aber als realitätsferner "Gutmensch" verlacht zu werden.
 

Stille bzw. unbekannte Humanisten

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Zukunft und Wünsche

Sehe ich die Zukunft des freien humanistischen Denkens optimistisch?
Bezogen auf mich, meine Freunde und die Leute, in die ich meine Hoffnung stecke, bin ich sehr optimistisch; global gesehen bin ich unglaublich pessimistisch.

Ich habe den Traum einer etablierten humanistischen Kultur in 100 Jahren!
Statt Klöster besucht man Statuen wichtiger Humanisten und Freidenker und erfreut sich an zahlreichen Denkmälern für Wissenschaft;
statt Religionsunterricht lernen Kinder im Biologie- und Philosophieunterricht zufrieden stellende Antworten auf existentielle Fragen zu erreichen;
statt neuer Moscheen und Kirchen haben wir kulturelle Einrichtungen, in denen sich Menschen auf humanistischer Basis weiterbilden und austauschen können;
statt Imamen, Priestern, Pfarrern, Schamanen hören wir Philosophen und Wissenschaftler zu;
es gibt mehr Möglichkeiten zur politischen Teilnahme, eine Alternative zu dem aktuell teilweise entwürdigende Grundsicherungssystem;
Gelder aus Kirchensubventionen werden in wissenschaftliche, philosophische und künstlerische Projekte investiert.

Zukunft und Wünsche: Mein Traum?
weniger Einsamkeit;
mehr Perspektive;
keine Klassenteilung;
weniger Arroganz;
größere Akzeptanz der Wissenschaft;
mehr Philosophie;
mehr Förderung für Kunst statt Technik;
geistig offene globale Dörfer und keine annonyme Massengesellschaft;
mehr Verantwortung;
mehr Zeit für Nachbarn;
weniger Karrriere;
weniger Luxus für wenige, dafür mehr Grundsicherung für alle.

Antworten © Dr. Adriana Schatton
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (401)