Dietlind Rother

Dietlind Rother

... Religionsgemeinschaften sind bestenfalls privates Hobby oder Verein, ihre Einnahmen sind kräftig zu besteuern

Selbstdefinition

Ich glaube nicht an "höhere Mächte". Sollte es so etwas geben, handelt es sich erstens nicht unbedingt um höhere, zweitens vielleicht nicht mal um  "Mächte", was immer das sein soll. Unter "höher" versteht man doch wohl stärker, und verstünde man darunter auch "überlegen" oder gar "besser", wäre auch das noch lange kein Grund, davor auf die Knien zu fallen oder sich überhaupt darum zu kümmern! Schon gar nicht aus Angst, dieses Andere würde mich vielleicht nicht mögen, wie ich bin (obwohl doch Gläubige meinen, es hätte mich "erschaffen"). Pfeif' drauf!

Entscheidende Erfahrungen

Ich fand Religion schon als Kind albern und ich glaube, daß tut jedes andere Kind auch, bis es von der Verwandschaft zurechtgezischelt wird. Einige Geschichten aus der Bibel haben mir als Kind natürlich gefallen (der gute Samariter, der war schließlich nett), andere fand ich empörend dämlich (Wasser in Wein verwandeln, wer sollte das glauben und wozu der Quatsch?). Ich bin nur widerwillig zur Kirche gegangen, weil meine Eltern jammerten, sie wären sonst umsonst dem bösen und natürlich atheistischen Kommunismus entkommen. Religion fiel bei meiner Familie unter die Rubrik "das gehört sich so","das tut man nicht" und es wurde als "primitiv" bezeichnet",ohne "Segen" der Kirche zu heiraten oder zu sterben.

Für mich fiel und fällt religiöser Glaube, egal welchen Vereins, unter die Rubrik Aberglaube und vorsätzliches Ausschalten des Verstandes.

Elitär

Ich denke,faires Verhalten muß nicht unbedingt wertphilosophisch begründet werden (wer Spaß dran hat, kann das ja machen), denn den Nutzen gegenseitiger Rücksichtnahme erkennt jedes Rindvieh von selbst. Und Glaubensfreiheit hat nichts mit elitär zu tun. Im Gegenteil,ich halte Glaubensfreiheit für den gesunden Normalzustand. In der Geschichte der Menschheit wurde Religion doch fast ausschließlich gewaltsam der Mehrheit von einer machtgeilen und/oder drogenkonsumierenden und/oder psychisch verqueren Minderheit aufgezwungen. Es ist meiner Meinung nach nicht normal, sich  selbst das ganze Leben lang mit Fragen wie "wer hat diese Welt erschaffen, wozu bin ich hier, was ist der Sinn des Lebens, wodurch habe ich mich heute wieder mit Schuld beladen?" etc. zu zerfleischen, um sich dann anschließend mit den dürftigen Antworten zufrieden zu geben, die die  Bibel oder ähnliches Geschreibsel bieten.

Und gesunde normale Menschen befassen sich auch nicht ständig mit dem Gedanken, aufgrund welcher Verfehlungen sie Mitmenschen zu Tode quälen, aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, abgrundtief verachten oder zumindest überheblich belächeln dürfen.

Religiöse Zwänge

Ich hoffe gar nicht, denn ich war immer schon recht "aufsässig", was jegliche Art von Anpassung betrifft. Allerdings lege ich meine Rücksicht auf die christlich feiernde Familie/Bekanntschaft erst seit ein paar Jahren offen ab, indem ich direkt sage, interessiert mich nicht, statt einfach "oh, da bin ich leider in Urlaub". Mir geht es auch auf die Nerven, wie viele der Frage, was sie denn glauben, mit der feigen Antwort begegnen "Sicher glaube ich, daß es da etwas gibt, blablabla…". Ich verhalte mich da inzwischen lieber recht provozierend. Beziehungsweise, wieso eigentlich provozierend? Ich werde provoziert durch die Zumutung, jede Art von "Glauben" mit Ehrerbietung, neuerdings genannt Respekt, behandeln zu sollen.

Es macht ganz allgemein Sinn,Zwänge abzulegen. Ob man sie immer erkennt, ist natürlich die Frage. Viele Dinge sind in die Sprache eingeflossen und, um nicht in antrainierte Denkmuster zu verfallen, sollte man versuchen, sich Ausrufe wie "Ach Gott" oder "Gottseidank" etc. abzugewöhnen. Das bringt mehr als man denkt.

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Nein, ich habe und hatte nie den geringsten Bedarf an "Esoterik", "Glauben" oder "Spiritualität".

Glaubensfreie Alternativen

Nein, das wäre ja dann wieder eine Art Religion. Ich will ungebunden leben. Ich lehne (nicht nur religiöse) Rituale ab. Mir persönlich sind sie zuwider und ich halte es für einen Mythos, daß Menschen Rituale brauchen. Mich ödet es schon an, wenn Leute ihren Tagesablauf mit fest einzuhaltenden Mahlzeiten strukturieren. Ich bin ziemlich sicher, daß ist ungesund. Ich bin auch kein Partygänger und stehe allgemein nicht so auf Feste. Aber wenn, dann sollten sie spontan aus fröhlichem Anlaß stattfinden und nicht aus so merkwürdigen Gründen, daß jemand geboren, totgeschlagen oder in den Weltraum gebeamt wurde. Es gibt doch viel schönere und auch etwas aktuellere Gründe, um zu feiern, als irgendwelche Fantasie- und Horrorgeschichten aus einer 2000 Jahre alten Schwarte.

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Noch, ja. Aber erstaunlich viele Leute (vor allem in der Politik)haben Angst davor, den Religionsgemeinschaften auf die Füsse zu treten und das halte ich für extrem gefährlich für das freie Leben aller. Religionsgemeinschaften sollten keinerlei Mitspracherecht im öffentlichen Leben haben, egal wieviele Mitglieder sie aufweisen und egal, wieviel Besitz sie im Laufe der Jahrtausende an sich gebracht haben. Sie sind bestenfalls als privates Hobby oder Verein anzusehen und ihre Einnahmen sollte man kräftig besteuern.

Ich empöre mich darüber, daß man zu einer Zeit, in der ich die Macht der etablierten Religionen fast überwunden glaubte (naiv,jaja!), diese wieder Auftrieb erfahren, weil viele aus (gerechtfertigter)Angst vor dem Islam(ismus)glauben, die ihnen bekannteren Gauner wären der sicherere Hafen.

Zu Lust und Pflicht fällt mir nichts ein.

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

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Praktischer Humanismus

Ich bringe niemandem irgendetwas nahe. Nichts läge mir ferner. Ich will aber immer deutlich meine eigene Meinung zum Ausdruck bringen (dürfen). Was andere damit anfangen, ist ihre Sache. Ich bin kein Missionar.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Beides wird einem nicht gegönnt.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Der Kotau vor den Ansprüchen der großen Religionsgemeinschaften als vermeintliche Vertreter des oder der "Guten". Welch ein fataler Irrtum!

Stille bzw. unbekannte Humanisten

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Humanismus und Spiritualität

Nein, ich wäre gegen solche Orte. Das würde ja bedeuten, ich brauche doch so etwas wie eine Gemeinschaft und einen unantastbaren "heiligen" Raum, in dem ich meiner irgendwie nichtreligösen Spintisiererei nachgehen kann. Spiritualität, was immer das sein soll, geht mir zu sehr in Richtung Religion und Religion, naja...halte ich für überflüssig wie einen Kropf.

Zukunft und Wünsche

Ich brauche für mich persönlich nicht unbedingt ein philosophisches Gebäude, daß sich Humanismus nennt. Eine humanistische oder vielleicht auch anders genannte Bewegung von sehr vielen Menschen wäre mir recht, wenn man es damit schaffen würde, die Religionsgemeinschaften aus dem öffentlichen Leben zu drängen und ihnen nicht weiter zu gestatten, sich mit den Federn der Rechtschaffenheit und Güte zu schmücken, wie sie es derzeit durch ihr monopolartiges Betreiben von Kranken- und Altenpflege etc. tun.

Ich hoffe, irgendwann wird es nicht mehr nötig sein, sich als Humanist oder sonst etwas zu bezeichnen, um zu zeigen, daß man mit Religion nichts am Hut hat. Humanismus sollte nichts anderes bedeuten, als daß man sich als eines der auf diesem Planeten lebenden Wesen betrachtet und versucht, das Leben  zu genießen, ohne anderen dabei zu sehr auf den Wecker zu fallen, und daß man nicht zu denen gehört, die sich in der Gegenwart mit leeren Versprechungen auf spätere Vergünstigen über den Tisch ziehen lassen.

Antworten © Dietlind Rother
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (404)

Epikurs Garten - Dietlind Rother