Michael Rux
Michael Rux
... Humanismus der Tat und des Alltags praktizieren auch religiöse Menschen,
... sie denken, Gott lenke sie - dabei sind sie nur gute Menschen
- Selbstdefinition
Der Mensch ist frei geboren. Dass er frei bleibe und von der Freiheit einen Gebrauch mache, der ihn und die anderen menschlich denken und handeln lässt, ist mein größter Wunsch, So versuche ich zu handeln.
- Entscheidende Erfahrungen
Ich hatte das (unverdiente) Glück, unter Menschen aufzuwachsen, die sich ohne Religion darum bemühten, gute Menschen zu sein.
- Elitär
Die Trennung von Religion und Staat ohne dogmatisches Eiferertum und die Gewährleistung der Meinungs- und Religionsfreiheit (der positiven wie der negativen) können den Boden dafür bereiten, sich des eignen Verstandes zu bedienen. Freies Denken kann auch Spass machen.
- Religiöse Zwänge
Ja, aber ich habe mich gewehrt. Ich habe bereits in den fünfziger Jahren als Schüler die negative Religionsfreiheit in Anspruch genommen (mich schon in der Schule oder später im Studium gegen religiöse Bevormundung oder religiös begründete Vorschriften durchgesetzt). Nebenbei habe ich damit den Freiraum auch für andere ausgeweitet.
- Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität
Nein, selber habe ich das noch nicht erlebt, aber bei anderen oft beobachtet. Ich kapier es nicht, aber man muss nicht alles verstehen.
- Glaubensfreie Alternativen
Ja, ich feiere die Feste, wie sie fallen. Mir ist egal, ob sie (auch) religiös begründet sind oder werden. Hauptsache, sie führen die Menschen zu friedlichem und lustvollem Handeln zusammen.
- Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben
„Keinen verderben zu lassen, auch nicht sich selber Jeden mit Glück zu erfüllen, auch sich, das ist gut." (B.B., Der gute Mensch von Sezuan). In diesem Rahmen kann ich gut leben.
- Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung
Ich setze beide Begriffe oft in eins. Das beste Motto dafür lautet: "Du bist ein Mensch. Beweise es!"
- Praktischer Humanismus
Ja. Ich neige /leider) dazu, andere Menschen davon überzeugen zu wollen, dass meine Gedanken richtig sind. Das Ist ein häufiger Fehler bei Gläubigen und Ungläubigen. Sollen sie doch selbst darauf kommen!
- Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben
Da ich hierzu ständig Vorträge, oft vor älteren Menschen halte, erspare ich mir hier viele Worte. Ich will über mein Leben und, soweit das möglich ist, auch über mein Sterben selbst bestimmen.
- Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten
Darauf gibt es viele gute Antworten bei den Religiösen. Viele sind übrigens richtig, denn es sind keine religiösen, sondern menschlichen Erkenntnisse. Aus der Liste der sieben kleinen Sünden halte ich die Avaritia für die schlimmste, aber nicht als Geiz übersetzt, sondern als Habgier. Die Gier (alles haben zu wollen, sofort und immer mehr) zerstört die Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel.
- Stille bzw. unbekannte Humanisten
Zahllose. Es gibt nicht nur einen akademischen, hochgestochenen, intellektuellen Humanismus, sondern auch einen Humanismus der Tat und des Alltags. Den praktizieren oft auch religiöse Menschen. Sie glauben, Gotte lenke sie, dabei sind sie nur gute Menschen.
- Humanismus und Spiritualität
Spiritualität, Andenken oder Besinnung sind keine religiösen Kategorien, sondern sinnvolle, befreiende, gemeinschaftsbildende Handlungsformen, die oft nur deshalb, weil religiöse Menschen oder Gemeinschaften sie anwenden, diesen als deren Erfindung zugeordnet werden, für Nicht-religiöse sind sie genauso wichtig. Wie man das macht und was man sich aussucht, ist egal. Man darf sich davon nur nicht beherrschen lassen oder - schlimmer - damit andere beherrschen wollen.
- Zukunft und Wünsche
Die Vernunft wird siegen, ich weiß nur nicht, wann. Vermutlich wird dies ein endloser Kampf sein. Aber er lohnt sich und macht bisweilen sogar Spaß.