Prof. Dr. Volker Sommer
Prof. Dr. Volker Sommer, Anthropologe/Primatologe
Fotografie - Copyright - Fotocredit
Evelin Frerk, "Menschenaffe" Bearbeitung Roland Dahm
Ak t u e l l - 2024
Das "Volkerfest" zum 70. Geburtstag, Veröffentlichungen u. a. "2024/3 Mein Kassel", arte-Dokumentation
"Ich bin ein Menschenaffe." - Fotografie Evelin Frerk - Roland Dahm Bildbearbeitung
Mein Kassel 2024/3 ".... In paralleler Existenz allerdings ereilte Sommer ein weniger amüsantes Schicksal, das er mit vielen Affenforschern und -forscherinnen teilt: unfreiwillig zum Naturschützer zu werden, um etwas gegen die Zerstörung der Biotope zu unternehmen. Was er für ziemlich aussichtslos und frustrierend erklärt, weil „wir guten Deutschen (wie andere im globalen Norden) für unseren Konsum einschließlich 'grüner Technologie' erbarmungslos Ressourcen aus den Tropen und Subtropen saugen.“ Von Plantagenwirtschaft bis Raubbau an Bodenschätzen – all das schürt Korruption und Bürgerkriege in den Herkunftsländern. Dagegen sind Insektensterben und „dumme Monokulturen“ im Reinhardswald, über die sich Sommer gern aufregt, „nur eine Provinzkrise“.
Nach Jahrzehnten in der Fremde – die ihm selbst- redend völlig vertraut ist – verbringt er erstmals wieder einen Sommer in Holzhausen. Von seinen in hohem Alter verstorbenen Eltern hat er das Haus geerbt, in dem er aufwuchs. Da trinkt er nun Sundowner mit Nachbarn und Verwandten, während der Balkonblick vom Ahlberg bis zum Herkules schweift, und rekonstruiert gemeinsame Wurzeln. Volker Sommer: ein Exot, der ins Dorf gehört. Und in dessen Wikipedia-Eintrag er als „Persönlichkeit“ aufgeführt ist. Wenn er die 100 schafft, wird er vielleicht sogar mal Ehrenbürger wie Otto von Bismarck.
Gerade jedoch feierte Volker Sommer unter Reinhardswaldeichen seinen 70. Geburtstag – mit Gäs-en aus Afrika, Asien, Amerika, Europa und, nun ja, Kassel, dem Altkreis Hofgeismar und Stammbaumästen väterlicher- und mütterlicherseits. Naheliegendes Motto der Lustbarkeit: „Volkerfest“. Das gedruckte Programm ziert eine angemessene Fotokollage: rechte Gesichtshälfte sein Konterfei, linke Hälfte die eines Schimpansen.
Mithin, wie eine Arte-Dokumentation über sein Leben ihn im Titel zitiert: „Ich bin ein Menschenaffe“.
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Professor Dr. Volker Sommer (*1954) promovierte in Anthropologie in Göttingen (1985), habilitierte sich dort (1991), arbeitete als Hei- senberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Kalifornien (1992–1994) und in Bangkok (1994–1996), und wurde dann Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College London (UCL) – einer progressiven Uni, die zu den Top Ten der Welt zählt. Einer breiteren Öffentlichkeit ist Volker Sommer als engagierter Tierrechtler und Naturschützer durch Zeit- schriftenbeiträge, Radio- und Fernsehsendungen sowie seine provokanten Bücher zu evolutionsbiologischen Themen bekannt, z.B. „Lob der Lüge“, „Darwinisch denken“, „Schimpansenland“, „Menschenaffen wie wir“ oder „Unter Mitprimaten“.
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Volker Sommer wurde 1954 im nordhessischen Holzhausen am Reinhardswald geboren. Seit 1996 hat er am University College London (UCL) einen Lehrstuhl für Evolutionäre Anthropologie inne und ist zudem seit 2009 UCL Pro-Provost für Internationale Strategie. Schwerpunkt seiner Forschungen ist das Sozial- und Sexualverhalten von Primaten sowie Kognition und Rituale.
Studium der Biologie, Chemie und Theologie in Göttingen, Marburg und Berlin. 1985 Promotion, 1990 Habilitation in Göttingen. 1986-1988 Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung, 1991-1996 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Gastprofessuren an der Mahidol Universität Bangkok, der Universität Kalifornien in Davis, sowie jeweils langjährige Freilandstudien an Tempelaffen in Indien (seit 1981), Gibbons im thailändischen Regenwald (seit 1989) und an Schimpansen im Bergwald Nigerias (seit 1999). Mitglied der Menschenaffen-Expertengruppe der IUCN – der “Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen” im Rahmen der UNO. Gründer des "Gashaka-Primate-Project", das in Westafrika Biodiversitätsforschung mit Habitatschutz verknüpft. Öffentlich bekannt ist der engagierte Naturschützer durch zahlreiche Vorträge, Radio- und Fernsehsendungen, Beiträge in Zeitschriften (GEO, FAZ, natur, kosmos, Die Zeit, Spiegel, Die Welt, Weltwoche, NZZ, bild der wissenschaft) sowie seine provokanten Bücher und Thesen zu darwinischen Themen.
Buchveröffentlichungen:
"Nektar der Unsterblichkeit. Poetische Annäherung an Indien" (Stuttgart: Radius, 1983)
"Yeti. Eine Erzählung" (Stuttgart: Radius, 1986)
"Die Rose. Entfaltung eines Symbols" (Köln: Diederichs, 1988; mit Gerd Heinz-Mohr)
"Die Affen. Unsere wilde Verwandtschaft" (Hamburg: GEO, 1989)
"Wider die Natur? Homosexualität und Evolution" (München: C.H. Beck, 1990)
"Lob der Lüge. Täuschung und Selbstbetrug bei Tier und Mensch" (München: C.H. Beck, 1992)
"Feste - Mythen - Rituale. Warum die Völker feiern" (Hamburg: GEO, 1992)
"Heilige Egoisten. Die Soziobiologie indischer Tempelaffen" (München: C.H. Beck, 1996)
"Biologie des Menschen" (Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft, 1996; als Hg.)
"Die Grossen Menschenaffen. Orang-Utans, Gorillas, Bonobos, Schimpansen" (München: BLV, 1998; mit Karl Ammann)
"Christian Vogel: Anthropologische Spuren. Zur Natur des Menschen." Stuttgart: Hirzel, 1999; als Hg.)
"Von Menschen und anderen Tieren. Essays zur Evolutionsbiologie" (Stuttgart: Hirzel, 1999)
"Das grüne All. Ein Poem aus dem Regenwald" (Stuttgart: Radius, 2002)
"Homosexual Behaviour in Animals. An Evolutionary Perspective" (Cambridge: Cambridge University Press, 2006; als Hg. mit Paul Vasey)
"Darwinisch denken. Horizonte der Evolutionsbiologie" (Stuttgart: Hirzel, 2007)
"Schimpansenland. Wildes Leben in Afrika" (München: C.H. Beck, 2008)
"Menschenaffen wie wir. Portraits einer Verwandtschaft / Apes Like Us. Portraits of a Kinship” (Mannheim: EditionPanorama, 2010; mit Jutta Hof)
"Primates of Gashaka. Socioecology and Conservation in Nigeria's Biodiversity Hotspot" (New York: Springer, 2011; als Hg. mit Caroline Ross)
Websites:
http://www.ucl.ac.uk/anthropology/staff/v_sommer
http://www.ucl.ac.uk/gashaka
Textübernahme mit freundlicher Genehmigung und Dank an die Giordano Bruno Stiftung.
Fotografie Volker Sommer 2007, 2014, 2024 © Evelin Frerk.
Mastershausen 2007 | Oberwesel 2014 | Reinhardshausen 2024 Berlin | 2024 eF