Kai Hasner

Kai Hasner

... Epikur: Des Selbstgerechten größte Furcht? Freiheit.

Selbstdefinition

Humanistisch-agnostisch würde ich meine Grundwerte bezeichnen. Diese suche ich in der Welt zu finden, zu leben, und für die Zukunft zu sichern. Zum Einen: Liebe zum eigenen Leben und zum Gegenüber, zum Menschen. 

Zum Anderen: Leidenschaft für die Liebe an den Menschen und zwischen den Menschen, die Leidenschaft zu den Bedürfnissen und Bemühungen, um glücklich für sich und andere zu sein. 

Letztlich ist es die Gerechtigkeit und Fairness, die es jedem erlaubt seinen individuellen Weg zu gehen und sein Leben erotisch, dass bedeutet Freude und Lust (am Leben) in jeder Kleinigkeit zu entdecken, zu leben. Es zum Anlass nehmen Zutrauen zur Welt und den eigenen Handlungen, aber auch Verständnis zum Gegenüber, zu entwickeln und auch dementsprechend zu handeln. 

Also Liebe, Leidenschaft und Gerechtigkeit, anders können sich neugierige Wissenschaft, pulsierende Kunst und Schrankenlose und lebensnahe Philosophie sich nicht entwickeln, es steht und fällt mit dem Individuum.

Aber auch durch sein unterstützenden oder hemmenden Umfeld.

Entscheidende Erfahrungen

Das ist eine sehr persönliche Frage.

 Ich hatte drei Väter, da meine Mutter neu heiratete, dementsprechend lernte ich immer neue Gegenden und Städte kennen. Ich habe als Kind schon Sprache, Gesten und regionale Unterschiede der Menschen hin zu grundsätzlichen, menschlichen Eigenschaften, unbewusst analysiert.

Mit der Wende und dem Sozialgesellschaftlichen Wandel, nahm ich unverständlicher Weise diesen Abbruch meines vertrauen Umfeldes wahr. 

Ich begann mit 9 Jahren mich zu fragen, was die Menschen bisher zusammengehalten hatte, wenn es Zuneigung und Freundschaft nicht waren. Die Mechanismen und praktischen Auswirkungen der politischen Realität hatte ich in diesem Alter nicht betrachtet. Nein, ich empfand es als eine soziale Katastrophe ohne Ausmaß. Meine Mutter, eine starke Frau mit katholischer Herkunft, erlitt ihre persönliche Katastrophe in Krankheit und beruflicher/ familiärer Stagnation und Bedeutungslosigkeit, aber auch durch den gesellschaftlichen Schock. Schließlich beendete die Hoffnungslosigkeit der Sozialen Markwirtschaft und des real existierenden Kapitalismus, und der daraus resultierenden Verrohung der Gesellschaft, ihr Leben. 

Die politisch-gesellschaftliche Entwicklung, die Verelendung des angegliederten Deutschlands und die Vernichtung jeglicher modernisierender Einrichtungen im Gesamtdeutschland, wirkten auf mich als Jugendlicher erschütternd ein. 

Mit dem Kennenlernen meiner Frau, dem Wirken im Sozialen, dem Erlernen eines Handwerks, dem Absolvieren meines Abiturs, der Geburt meiner Kinder, dem Studium der Erziehungswissenschaften und der Geschichte und schließlich meiner Arbeit im Kindergarten, gewann ich meine Hoffnung, eine Möglichkeit des konstruktiven Wirkens und meine Zuversicht zurück.

Elitär

Mit jedem Jahr, das verstreicht verschlechtern sich, meiner Meinung nach, die Chancen um eine breite Bevölkerung anzusprechen. Was aus der Breitenbildung (Immunisierung gegenüber der anderen Ideologie) des kalten Krieges in Ost und West übrigblieb, wurde Ende der 80èr im Westen und in den 90èrn im Osten, rückgängig gemacht. Strukturell ist nicht das passiert, was politisch als "Inklusiv" versprochen worden ist. 

Da ich vom gelebten Humanismus als Mittel zur Verbreitung humanen Handelns ausgehe, gehe ich leider davon aus das der Humanismus mit seiner dementsprechenden Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, eine kleine, elitäre Bewegung bleiben wird. Das Bildungsbürgertum darf dann wieder einmal retten was zu retten ist und verbraucht sich bei dem Versuch Vertrauen und Frieden in der Gesellschaft zu fördern. 

Die griechischen Demonstrationen und die Londoner Gewaltausbrüche unterstreichen, für mich die Verantwortungslosigkeit der Eliten gegenüber der Gerechtigkeit und der Fairness, sprich der Humanität. Weitergeführt liegt mir Ardorno gerade auf der Zunge. 

Kritische Analyse der Fakten, Gestaltungswille und Euphorie können dem Einzelnen helfen sich und andere wertschätzend einschätzen zu können. Das wäre friedlich, konstruktiv und wirklich vorbildhaft.

Religiöse Zwänge

Ich war als Kind ganz schön mit schlechtem Gewissen geplagt, den ER sieht ja alles. Ich habe mich sehr schnell davon emanzipiert, da diese Sichtweise eine Belastung für mich darstellte. Mittelalterliche Werte wie Triuve, Maß halten und anderes waren von mir sehr romanisiert worden.

Ob nun ablegen oder nicht, ein jeder braucht doch etwas was ihn Zuversicht, Mut und Kraft gibt. Für mich ist es die Liebe, die Kunst und die Wissenschaft. Der hedonistische Philosoph. Meinen Glauben daran werde ich niemals ablegen und so halte ich es auch mit meinem Gegenüber, okay du glaubst an Aktien, an Gott, an Steine… schön, ich war auch mal auf einer verzauberten Waldlichtung, jetzt reden wir darüber was du nun konstruktiv mit deinen Mitmenschen machst und welches Bild du von ihnen, von dir hast. Mit dem Menschen oder gegen den Menschen? Und wenn mit den Menschen, dann als Selbstzweck oder doch als Instrument zur Selbstüberhöhung?

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Ich kann mir vorstellen wie jemand sich fühlt der das Pulsieren der Aktienpakete, von Jesus, der pulsierenden Liebe in seinen Adern spürt.

Glaubensfreie Alternativen

Zum Feiern (Celebrieren) braucht es einen Grund, der Grund allerdings sollte der Anlass sein, keine Institution.

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Ich lebe mein Leben, meinen Kindern vermittle ich das Motto: "Lebe dein Leben!" inbrünstig aus ganzen Herzen. Indikator für Glück und Zufriedenheit ist das Fehlen von Glück. Weswegen es ja dann erstrebenswert ist für diese zu ringen und sie zu realisieren.-

Ohne Lust und Freude am Leben wäre man kein Vorbild, wer findet schon einen Trauerklos sympathisch? Lust und Freude sind meine Indikatoren für ein gerechtes Leben und der Balance zwischen Bedürfnisbefriedigung (Geltung Z.B.) und Kompromiss. Wundervoll wenn‘s klappt und Harmonie sich einstellt, bis zur nächsten Hürde. 

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

Die Aufklärung war recht blutig und fatal in manchen Vorbildern, danach wurde sie Instrumentalisiert und der Sozialdarwinismus ist leider heute wieder aktuell. 

Auch Lorenz` Aggressionsbild von dem Fass das dann überläuft und zerbricht, alles vernichtet, ist fatal; denn es ist doch so, es ist nicht normal das sich das Fass überhaupt erst füllt. Man akzeptiert eine strukturelle und soziale Aggression und Gewalt als Normalität. Da ist Aufklärung bitter nötig, denn vieles wird vernebelt, um ziellose und angstbefüllte Menschen leichter zu führen zu können. Deswegen hebe ich ja den Schatz der frühen Kindheit, um diese Ängste gar nicht erst entstehen zu lassen und Menschen mit Rückrat in ihrer Entwicklung zu begleiten.

Praktischer Humanismus

Ja, mit und in allem, auch mal mit einem NEIN! Ich bleibe ja menschlich und nett, aber bestimmt, selbstbestimmt.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Es verhält sich dazu wie mit dem Lernen. Man kann es nur selbst tun.

 Jeder muss ein gutes Gefühl für sein Leben haben. Hermann van Veen sang. "…des Menschen Leben ist seine Lust, finde ich." Ist der Mensch seines Lebens müde, aus Krankheit oder Hoffnungslosigkeit, dann ist Begleitung, als ein sozialer Akt nötig. Die Frage ist doch warum, abgesehen von der Krankheit. Warum ist er denn seines Lebens überdrüssig? Ist das Leben eine Last? Ist die Gesellschaft eine Last? Ist die Realität eine Last? Was könnte man daran ändern? Oder einfach so sterben lassen. Liberalisierung des Todes? Nein! Das wäre Verantwortungslos! 

Wie jemand beerdigt werden sollte ist eine höchst persönliche Sache.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Der Krieg zwischen den Menschen. Eltern gegen Kinder (kindlichen lernen), erzwungen durch den Arbeitsmarkt, der Produktivität. 

Beförderungsstellen und Obrigkeitsdenken (eine Gewaltform), die Menschen zerfleischen. Autorität kommt von Antwort geben und nicht von Befehle erteilen. Die Agression und der Neid macht die Menschen krank und bitter, schließlich roh… Nie wieder! Übrigens müssen ja Kitas auch profitabel sein und die Schlüssel/Qualitätsfrage kann mit unseren heutigen politisch vergebenen Ressourcen nicht verändert werden. Also auch notgedrungen Erzieher gegen Kinder? 

Stille bzw. unbekannte Humanisten

Ja, viele Jugendliche, die in den Subkulturen zu hause sind und diese verrohte und blutige Wolfswelt ablehnen.

Tragen schwarz oder flüchten in die Drogensucht. Ansonsten gibt es tausende, die uneigennützig, allein aus Spaß am Helfen oder Gestallten mit den Menschen wirken und arbeiten. Übrigens auch viele Senioren.

Humanismus und Spiritualität

Werden Orte dafür gebraucht? Wie könnten sie aussehen?

Wie ein Zen Garten, wie ein Stück Natur, wie eine Fabrikhalle, wie ein Strand, je nach dem wer diesen Ort verwalten möchte und seine dementsprechende Vorliebe dadurch sichtbar wird.

Zukunft und Wünsche

Düster sehe ich die Zukunft der Menschenrechte und der Menschlichkeit. Solange Menschen nur einen Wert haben, solange sie Geld Produzieren, solange wird der Mensch Instrumentalisiert und von seines gleichen ausgebeutet und ausgenutzt. Eine Wesensänderung hin zu mehr Mitgefühl und Menschlichkeit ist für viele Hippi, Öko oder Utopie, ja sogar Sozialismus, Chaos. Ängste vor Veränderung und dem eigenen Anachronismus und Vorurteile gegenüber Utopien vermischen sich hier. Liebe als Besitz? Offenherzigkeit als Machtbasis? Selbstgenügsamkeit als Profession?

Epikur: Des Selbstgerechten größte Furcht? Freiheit. 

Kai Hanser

Antworten © Kai Hasner
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (201)