Daniela Wakonigg

Daniela Wakonigg

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Selbstdefinition

Mensch.
Agnostikerin mit 99,99%iger Tendenz zum Atheismus.

Entscheidende Erfahrungen

Viele.
Ich bin katholisch erzogen worden. Aber schon sehr früh kamen mir erste Zweifel am Glauben - Zweifel grundsätzlicher philosophischer Natur, Zweifel ausgelöst durch das Sehen von Leid sowie Zweifel durch Charakter und Verhalten des göttlichen Bodenpersonals.

Elitär

Natürlich ist es leichter zu glauben, dass Gottheiten die Dinge regeln, als sich mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Grundfragen zu beschäftigen. Außerdem scheint es im Wesen des Menschen etwas zu geben, das ihn anfällig macht für Aberglauben aller Art. Für die Überwindung dieser Anfälligkeit ist der Einsatz von Hirnschmalz notwendig, die Vermittlung von Wissen und die Schulung des kritischen Denkens. Solange der Zugang hierzu nicht allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung steht, ist Glaubensfreiheit vermutlich etwas Elitäres.

Religiöse Zwänge

Wer, wie ich, katholisch aufwächst, kriegt die bunten Bilder von Göttern mit Rauschebart und Teufeln mit Leidenschaft fürs Grillen nie wieder aus dem Kopf. Das unterscheidet mich von Menschen, die ohne Religion aufgewachsen sind - und ich beneide sie darum. Zum Glück verfüge ich über eine relativ robuste Psyche, so dass mich diese Bilder nicht - wie andere - noch im Erwachsenenalter quälen. Ich akzeptiere sie inzwischen wie andere Bilder aus meiner Erinnerung als Teil meiner persönlichen Historie.

 

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Als Kind habe ich inbrünstig geglaubt. Als die ersten Zweifel kamen, habe ich den Fehler bei mir gesucht: Warum können die anderen das glauben, ohne zu zweifeln - und warum kann ich es nicht? Lange habe ich durch intensive Beschäftigung mit Religion(en) versucht, in den Zustand des Glaubens zurückzufinden. Aber je mehr ich mich damit beschäftigte, desto weiter entfernte ich mich vom Glauben.

Verspüre ich heute noch den Wunsch nach Religiosität? - Tja nun. Ab und zu sicherlich. Es ist der verklärte Wunsch nach der Rückkehr in die Kindheit, in einen Zustand, in dem man nicht für sich selbst sorgen muss, und die Gewissheit hat, dass letztlich alles gut ist. Wer hätte nicht manchmal den Wunsch, in diesen Zustand zurückzukehren? Aber dauerhaft? Nein.

Glaubensfreie Alternativen

Ich selbst lebe keine glaubensfreie Alternativen zu religiösen Ritualen. Gibt mir nichts, brauch ich nicht.

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Fühle ich mich wirklich frei, meine Wünsche und Gedanken zu leben? - Na ja, sicherlich bin ich freier als andere. Ich darf meine Meinung weitgehend frei äußern, darf mich frei bewegen, darf arbeiten und selbst über mein Leben bestimmen - für viele Frauen auf der Welt ein Wunschtraum. Und auch hierzulande noch nicht allzu lange in Mode.
Das Philosophieren über mein eigenes Frei-Sein ist daher ein ziemliches Wohlstandsgedankengut:
In Ermangelung von großen Reichtümern ist mir das Ausleben einiger Wünsche natürlich verwehrt und der Zwang des Broterwerbs schränkt mich in der freien Nutzung meiner Zeit ein. Dafür habe ich aber das Gefühl, mit meiner beruflichen Tätigkeit etwas Sinnvolles zu tun.

Sagen wir also: Ich war frei genug, mir den Käfig, in dem ich mich befinde, selbst auszusuchen und ganz passabel einzurichten. 

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

Uff. Das bedürfte wohl einer etwas längeren historisch-philosophischen Abhandlung …

Praktischer Humanismus

Halte ich es für sinnvoll und möglich, anderen Menschen meine Weltanschauung nahe zu bringen? - Ja.
Wenn ja: wie? - Indem ich sie offen lebe und etwaigen Fragestellern Rede und Antwort stehe. Und indem ich selbst Gespräche anstoße.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Jeder Mensch sollte sein Leben selbst bestimmen dürfen. Allerdings gibt es Grenzen: Die Selbstbestimmung sollte da aufhören, wo er anderen Wesen (ob Mensch oder Tier), der Gesellschaft oder Natur Schaden zufügt. 

Ebenso sollte jeder Mensch natürlich auch Zeit, Ort und Art seines Sterbens selbst bestimmen dürfen, sofern er anderen damit keinen Schaden zufügt.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Der ungebremste Egoismus des Menschen. Als Individuum und Spezies.

Stille bzw. unbekannte Humanisten

Da bin ich überfragt. Wahrscheinlich sind mir schon einige über den Weg gelaufen. Aber weil sie so still waren, habe ich sie nicht erkannt. Ein Grund mehr, nicht still zu sein!

Humanismus und Spiritualität

"Spiritualität" ist ein Begriff, der mir auf den Senkel geht, weil er nach Esoterik und Gottglaube schmeckt, sobald man ihn in den Mund nimmt. Natürlich braucht jeder Mensch Orte und Momente der Ruhe, des Zu-Sich-Selbst-Kommens.
Ich selbst benötige hierfür keinen fremdorganisierten Gemeinschaftsort. Mir reicht ein Spaziergang durch den Wald oder eine Tasse Tee auf dem Sofa.

Zukunft und Wünsche

Ich sehe in der Religiosität ein archaisches Erbe. Eines unter vielen archaischen Erbstücken, die wir mit uns herumschleppen und die biologisch durchaus einmal Sinn gemacht haben, um den Menschen als Gattung erfolgreich werden zu lassen.

Aktuell befinden wir uns allerdings an einem Punkt der Menschheitsgeschichte, an dem diese einst nützlichen Dinge in etwas Negatives umschlagen. Wenn es der Mensch nicht schafft, sein archaisches Erbe abzulegen, wenn er weiter wegen Religionen und Gewinnstreben Kriege führt und aus Gier die Erde ausbeutet, wird es ihn nicht mehr lange geben.

Ich wünsche mir, dass er es schafft. Allein mir fehlt auch hier der Glaube.

Antworten © Daniela Wakonigg
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (428)

Epikurs Garten - Daniela Wakonigg