Balázs Bárány
Balázs Bárány
... Glaubensfreiheit ist der Grundzustand der Menschen
- Selbstdefinition
Ich bin ein Mensch, einer von vielen. Ich sehe es als großes Glück an, hier und jetzt leben zu können, weil es einer großen Zahl von Menschen noch nie besser ging als heute in einer modernen Demokratie. Leider gilt das noch nicht für alle Menschen auf der Welt.
- Entscheidende Erfahrungen
Ich war immer so. Als erstes Kind mit Geschwistern lernt man ziemlich schnell, dass man dazu beitragen kann, das Leben für andere besser zu machen.
Die Ehe mit einer Pfingst-Christin hat mich aber motiviert, mich mehr mit dem Christentum zu beschäftigen. Das hat meine Weltanschauung nicht geändert, nur meine Bereitschaft gesteigert, für eine säkulare Welt aktiv zu werden.
- Elitär
Glaubensfreiheit ist der Grundzustand der Menschen. Insofern ist das nicht elitär. Wertphilosophisch begründete Ethik ist ein aufwändiger Lernprozess. Aber Gesellschaften können sich auf die Ergebnisse stützen und auf dieser Basis Regeln erstellen. Alle Menschen sollten in der Lage sein, einfache Regeln des menschlichen Zusammenlebens zu befolgen, auch ohne Rückgriff auf frei erfundene Wesen.
- Religiöse Zwänge
Ich war einmal Trauzeuge bei einer römisch-katholischen Hochzeit in der Kirche. Die Trauzeugin hat mich aufgefordert, mich auch für die Kommunion anzustellen. Um nicht mit ihr streiten zu müssen, habe ich das getan. Damals wusste ich nicht, dass das für irgendwen ein großes erfundenes Problem ist. Ich amüsiere mich darüber.
- Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität
Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Wunsch nach Glauben gehabt zu haben. Als Kind im real existierenden Sozialismus in Ungarn habe ich verschiedene Mythologien mit großem Interesse verschlungen, biblische Geschichten waren auch darunter. Erst mit 14 Jahren in Österreich merkte ich, dass es wirklich noch Menschen gibt, die an so etwas glauben.
Wenn ich zu Weihnachten oder Ostern Kinder beschenke, tue ich das glaubensfrei. Das ist aus meiner Sicht kein „religiöses Ritual“.
- Glaubensfreie Alternativen
Religiöse Rituale teilen sich in Bestätigungen des eigenen Glaubens gegenüber der Gruppe und in sinnvolle menschliche Handlungen auf. Erstere sind für mich nicht wichtig; die sinnvollen menschlichen Handlungen sind auch ohne Glauben sinnvoll. Gelegentlich muss man sich nur gegen religiöse Vereinnahmung wehren („aha, du zündest also auch gerne eine Kerze an“).
- Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben
Voraussetzung dafür ist eine stabile Demokratie auf Basis der Menschenrechte. Eine wehrhafte Demokratie, die auch bereit ist, die internen Feinde der Demokratie und Menschenrechte in die Schranken zu weisen. Zusätzlich müssen sich viele Menschen noch von einschränkender Erziehung frei machen.
- Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung
Die Aufklärung hat den Gedanken, dass unsere Welt rational erklärbaren Gesetzmäßigkeiten unterliegt, salonfähig gemacht. Seither müssen wir uns dafür nicht rechtfertigen, dass wir übernatürliche Erklärungen für natürliche Vorgänge als falsch ansehen und mit den Methoden der Vernunft falsche Darstellungen widerlegen. Das ist für die Freiheit der Gedanken und der Meinungsäußerung eine Revolution gewesen.
Humanismus basiert sehr stark auf persönlicher Verantwortung. Er erfordert, sich über die Mechanismen der Welt und der Gesellschaft zu informieren, sowie die Bereitschaft, auf den eigenen Vorteil zu verzichten, wenn man damit die Rechte oder Interessen anderer Menschen beeinträchtigen würde.
- Praktischer Humanismus
Halten Sie es für sinnvoll und möglich, anderen Menschen Ihre Weltanschauung nahe zu bringen? Wenn ja: wie?
Ja, das halte ich für sinnvoll und für möglich. Ich publiziere viel im Internet in verschiedenen Kanälen.
- Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben
Das sind Grundvoraussetzungen eines humanistischen Weltbildes. Nur der einzelne Mensch kann für sich entscheiden, wie er leben möchte. Das beinhaltet auch die Entscheidung über die Beendigung des eigenen Lebens.
- Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten
Hass auf Andersdenkende und Menschen anderer Herkunft.
- Stille bzw. unbekannte Humanisten
Meine Oma. Während des zweiten Weltkriegs über die gefrorene Donau nach Budapest gegangen, um dort studieren zu können, Kommunistin mit Idealen, die 1956 gegen das Regime ihr Wort erhob und dafür Repressionen erleiden musste. Journalistin aus Leidenschaft mit großem Gerechtigkeitssinn, immer bereit, ihre Ansichten an neue Information anzupassen.
- Humanismus und Spiritualität
Humanistisches Leben per se benötigt diese nicht. Es gibt Menschen, die sich solche Dinge wünschen, vielleicht wegen ihrer früheren Weltanschauung oder Erziehung. Sie sollten die Möglichkeit haben, solche Orte gestalten.
- Zukunft und Wünsche
Humanismus ist das Angebot für Menschen, die in einer zunehmend säkularen Welt darüber nachdenken wollen, wie sie und andere die Welt ein Stück besser machen können. Mein Wunsch ist, dass viele Leute sehen, dass das die Alternative sowohl zum stumpfen Konsum als auch zu frei erfundenen Lehren ist.