Eingerichtet wurde in Saarbrücken regional für und von der gbs der Blogstop: "Giordano Bruno Stiftung Saarland"
Die drei Buchstaben "GBS" waren zuvor für die "Studentenwohnungen Saarbrücken GmbH" belegt.
Julia Bernarding zeichnet "Im Auftrag" für die Stiftung im Saarland und lädt zu regelmässigen Treffen ein.
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E p i k u r s G a r t e n
1. Selbstdefinition:
Eine Definition meines Selbst kann ich nicht bieten. Das würde ja bedeuten, dass es eine relativ unveränderliche Beschreibung
gäbe darüber, was mich ausmacht oder wer ich bin. Aber man entwickelt sich ja, macht ständig neue Erfahrungen und
lernt nahezu jeden Tag etwas dazu. Ich bin morgen nicht mehr die, die ich gestern oder heute war.
Diese Selbst-Definition würde also jeden Tag anders ausfallen.
Der rote Faden meiner Persönlichkeit ist die (kreative) Melancholie, das ständige Nachdenken, der Wissensdurst und meine
chaotisch offene und dennoch manchmal introvertierte Art.
2. Entscheidende Erfahrungen:
Es gab sicher viele entscheidende Erfahrungen. Den Glauben an ein höheres Wesen verlor ich nach dem Tod meiner Großeltern
und der Tatsache, dass ich noch so viel Beten konnte...es geschahen trotzdem schlimme Dinge und das war für mich der Beweis.
Das selbe mit der Esoterik. Auf diesem Weg habe ich gelernt, dass ich vor allem an eines glauben muss, um glücklich zu werden:
an mich selbst.
3. Elitär:
Ich wünsche mir dass Humanismus und Aufklärung alle Menschen erreichen und zum Nachdenken anregen kann. Manche
Menschen mögen zwar objektiv ungebildeter sein als andere, deshalb aber nicht zwingend dümmer und schon gar nicht weniger
wert als andere . Auch wenn ihr Denken noch so starr ist, heißt das nich,t dass es keine Frage oder einen Gedanken gibt, der sie
oder ihn vielleicht doch zum Nachdenken bringt und/oder zu einem anderen Schluss kommen lässt. Es wird den Menschen ,
allen voran den jungen Menschen, viel zu wenig zugetraut!!
4. Religiöse Zwänge:
Als Kind musste ich immer in die Kirche obwohl, ich schon sehr früh nonkonform war. Zur Firmung wurde ich auch mehr oder
weniger noch gezwungen mit Hilfe von sozialem Druck. Noch während des Studiums trat ich aus der Kirche aus.
Das war ein wundervolles Gefühl!
5. Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität:
Das habe ich weiter oben ja schon kurz erläutert. Ich fand immer schon, dass Religiosität blind für Realität ist, sie einfach
ausblendet weil es einem Individuum nicht passt und es meint, nicht selbst etwas ändern zu können. Aber das ist infantil,
in etwa wie ein Kind das sich die Augen zuhält und denkt, man sieht es nicht. Ich kann die Augen nicht einfach davor
verschließen was ist und "beten" dass die Welt besser wird, anstatt etwas zu TUN. Es ist so einfach zu sagen
"Gott will es dann eben so", wenn ich keine Lust habe etwas zu bewegen.
6. Glaubensfreie Alternativen:
Alternative für was? Um zu sich selbst zu finden, empfehle ich Therapie! Insbesondere Gestalttherapie. Und Philosophie!!
Auf nahezu alle Fragen, die mich seit meiner Kindheit beschäftigten und auf die meist kein Erwachsener eine für mich
zufriedenstellende und logische Antwort hatte, gab es in der Philosophie mindestens eine, meist mehrere Versuche,
ernsthaft eine Erklärung zu finden.
Das hat mich fasziniert.
Und drittens: Die Astronomie. Ich kann dieses grandiose Gefühl nicht beschreiben, das ich habe wenn ich in einer
sternenklaren Nacht
in den Himmel blicke. Viele werden wissen was ich meine.
7. Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben:
Diese habe ich mir erkämpft und ich würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben. Wir haben so ein Glück in einer
Gesellschaft zu leben, in der man fast alles laut denken kann. Zum Glück bin ich so determiniert, dass meine Wünsche zwar
meist nicht Gesellschaftskonform, dafür aber zumindest bisher Gesetzeskonform waren ;)
8. Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung:
Je mehr der Mensch sich und andere Lebewesen achtet, umso mehr ist er offen für die Werte von Humanismus und Aufklärung.
Und ohne einen praktischen Humanismus wie ich ihn verstehe, hätte es keine Aufklärung gegeben.
9. Praktischer Humanismus:
Große Achtung vor der Autonomie der Lebenspraxis der Menschen, Achtung und Respekt vor nichtmenschlichen Lebewesen
und ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt und deren Ressourcen. Wenn möglich aktives Engagement und (materielle)
Hilfe leisten.
10. Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben:
Sollte in dem Maße möglich sein, in dem ich nicht in die Selbstbestimmtheit anderer eingreife. Voraussetzung ist Bildung.
D.h. Menschen müssen immer auch die Wahl zwischen verschiedenen Alternativen haben. Hierzu benötigen sie aber
erst einmal das Wissen darüber. Ohne Wissen über Optionen kann keine selbstbestimmte Entscheidung getroffen werden,
da man dann nur unhinterfragt so handelt, wie man es eben kennt...
11. Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten?
Früher wie heute würde ich sagen der Mangel an Bildung, sowie die Gier auf immer mehr Macht, Geld, Status etc.
(statt Glück für jede Einzelne) und der Hass auf alles, was "anders" ist als das was man kennt, der vor allem aus Angst
resultiert. Und die manipulative Berichterstattung durch Medien generell. Die Menschen sind leider oft zu faul, selbst zu denken
oder haben dies nie gelernt (manchmal glaube ich, dass das politisch gewollt ist...). Das ist m.E. die größte Gefahr.
Dahingehend dürfte man ihnen keine Wahl lassen.
12. Stille bzw. unbekannte Humanisten:
Erich Fromm würde ich spontan sagen. Aber so unbekannt ist er eigentlich gar nicht glaube ich…
13. Humanismus und Spiritualität:
Ist prinzipiell möglich. Kommt darauf an, was unter Spiritualität verstanden wird.
14. Zukunft und Wünsche:
Ich halte es dabei mit dem Buddhismus. Gestern ist bereits vorbei und das Morgen existiert noch nicht. Ich kann nur im Hier
und Jetzt leben. Ob das, was ich heute denke, morgen noch genauso richtig oder wichtig ist, weiß ich nicht. Was Gestern war
kann ich nicht verändern selbst wenn ich mir den Kopf zerbreche. Gelernt habe ich das vor allem in meiner Ausbildung zur
Gestalttherapeutin. Das gibt mir eine Gelassenheit und Zufriedenheit, die ich gerne auch schon früher gehabt hätte.
Altes loszulassen ist sehr befreiend! Leider gelingt mir das auch noch nicht immer. Aber ich arbeite weiter daran ☺
Ich wünsche mir, dass der Humanismus Leitbild für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik wird. Vor allem, dass das Individuum
und das Vermehren von Glück mehr in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückt und dass auch in der Wissenschaft das „Ich“
an Bedeutung gewinnt.
Außerdem wünsche ich jedem ein gesundes Maß an Selbstliebe und -wertschätzung. Das Leben kann so schön sein, wenn man
nachsichtiger mit sich selbst und anderen ist und sich und andere nicht für alles (vor allem nicht für die Vergangenheit!)
bestraft und verurteilt. Ich meine hier natürlich alltägliche Dinge und Lappalien und nicht Angriffe auf die Integrität anderer ;)
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Antworten © Julia Bernarding
„Epikurs Garten“ – „Who is Hu“ – Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk
Die Reproduktion und Kopieren sind nicht zulässig. Auch Auszüge bedürfen der schriftlichen Genehmigung.
Fragen entwickelt und gestellt von Evelin Frerk und Laura Kase.
Mit Dank an Dr. Fiona Lorenz und Dr. Ursula Menzer.
Berlin, 2015-09-05/2015-09-20 /2018-08 - eF.