Helmut Brotzki
“Immer schön Mensch bleiben!”
Die Themen der Partei finde ich (fast) alle gut. Meine persönlichen Anliegen sind Religion und freies und menschenwürdiges Leben. Unter dem Begriff der Religion verstehe ich insbesondere, dass die offiziellen Institutionen und Religionsvertreter keinen Einfluss auf das öffentliche Leben und den Staat haben sollen. Jeder Mensch kann seine Religion so leben wie er möchte, wenn dadurch keine Gesetze verletzt werden und andere Menschen nicht beeinträchtigt oder gar beeinflusst oder bedroht werden. Religion ist Privatsache, auch wenn sie öffentlich ausgeübt wird.
Unter freiem Leben verstehe ich vor allem angstfrei und gewaltfrei zu leben, Meinungen frei äußern zu können. Meine Freiheit endet wirklich erst dort, wo ich anderen die Freiheit einschränke. Zu der Freiheit gehört auch Akzeptanz und Respekt und Toleranz. Ich akzeptiere die Vielfalt der Menschen und respektiere und toleriere sie in ihrem Anderssein. Solange sie nicht versuchen, andere davon zu überzeugen, dass ihre Art zu leben die einzig wahre ist.Unter menschenwürdigem Leben verstehe ich vor allem, dass Menschen ein erfülltes (was auch immer das für den einzelnen bedeuten mag) Leben führen können. Dass Arbeit zu einem auskömmlichen Einkommen führt. Dass Menschen nicht vom öffentlichen Leben ausgegrenzt werden. Dies Punkte sind für mich alle irgendwie verknüpft mit der Gestaltung einer humanen (sozialen) Marktwirtschaft, deren Rahmen von der Politik entsprechend gesteckt werden sollte."
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Epikurs Garten
Helmut Brotzki - "Immer schön Mensch bleiben"
1. Selbstdefinition:
Mensch unter Menschen mit allen Schwächen und Stärken, die ein Mensch haben kann. Ich lache, ich weine. Ich liebe und lebe. Ich kann mitfühlen und ignorieren. Ich kann stur und neidisch sein. Und vieles mehr. Ich weiss um mein woher und wohin. Und ich fühle mich wohl damit.
2. Entscheidende Erfahrungen:
Meine entscheidenden Erfahrungen sind die vielen kleinen Momente, in denen ich spüre, dass ich als Mensch angenommen und ernst genommen werde.
3. Elitär:
Seltsamer Punkt. Elitäres Denken und Verhalten liegt mir nicht und stößt mich bei anderen ab.
4. Religiöse Zwänge:
So etwas erscheint mir immer völlig fremd. Ich staune, was Menschen glauben, tun zu müssen für ihre Gottheiten.
Vor vielen Jahren, als die Welt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu genesen schien, machte ich gemeinsam mit meiner Frau eine Reise durch die Ukraine. Während des Aufenthalts in Kiew besuchten wir das Kiewer Höhlenkloster „Киево-Печерская лавра“. Wir besichtigten die unterirdischen Höhlen, in denen Mönche lange Zeiten verbrachten. Zum Ausgang hin kamen wir in eine Kammer in der schwarzgewandete Frauen mit ausgebreiteten Armen bäuchlings auf dem Boden lagen und Gebete vor sich hin murmelten. Grauenhafte Vorstellung, dass es einen Gott geben könnte, der so ein Verhalten gut findet.
5. Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität:
Ich stamme aus einer teilweise sehr religiösen Familie, in der einige Familienmitglieder vollkommen in ihrem Glauben aufgehen. In meiner Kindheit wurde ich zu den Gemeindetreffen mitgenommen. Anscheinend ist es mir aber schon damals schwer gefallen, mich mit diesen Ritualen (Gebete auswendig lernen und auf dem Stuhl stehend vorzutragen) abzufinden. Je älter ich wurde, um so fremder wurde mir diese Gemeinde und mit Beginn der Pubertät war dann „Hopfen und Malz“ verloren. Da diese Glaubensrichtung keine Kindstaufe kennt ist dieser Kelch schon mal an mir vorbeigegangen. Mit unfertigem und halbgarem Wissen über Religion und Glauben wurde ich erwachsen. In Krisenzeiten hatte ich dann mal einen Anflug von „Beten“. Frei nach dem Motto, es könne, wenn schon nichts nutzen, so doch zumindest auch nicht schaden. Das habe ich aber Kraft eigener Einsicht ganz schnellt wieder sein gelassen und mir selbt geholfen. Das liegt aber schon weit mehr als dreissig Jahre zurück.
6. Glaubensfreie Alternativen:
Es gibt keine Alternative zu der Erkenntnis, dass ich das Ergebnis der langen Reihe meiner Vorfahren bin und als Mensch unter Menschen in meiner Umwelt lebe.
7. Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben:
Das Leben ist endlich. Und das gibt mir die Freiheit, im Ramen meiner Möglichkeiten meine Wünsche und Gedanken zu leben, wie ich es möchte. Wir werden alle sterben, was uns alle irgendwie gleich macht. Das stimmt mich heiter und froh. Was könnte ich mehr wünschen?
8. Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung:
Das ist ganz bestimmt nicht mein Fachgebiet.
9. Praktischer Humanismus:
Im täglichen Leben? Immer schön Mensch sein!
10. Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben:
Jeder Mensch sollte sein Leben seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechend leben und gestalten können und auch beenden dürfen. Da gibt es keine Tabus. Wer nicht mehr will, der soll auch nicht mehr müssen.
11. Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten?
Rücksichtslose Egoismen und uneinsichtiges Handeln und Reden. Wenn das eigene Handeln nur von dem Gedanken des eigenen Vorteils getrieben wird leidet das Gemeinwohl und die Gesellschaft verhärtet.
12. Stille bzw. unbekannte Humanisten:
Für mich: Alle.
13. Humanismus und Spiritualität:
Rücksichtslose Egoismen und uneinsichtiges Handeln und Reden. Wenn das eigene Handeln nur von dem Gedanken des eigenen Vorteils getrieben wird leidet das Gemeinwohl und die Gesellschaft verhärtet.
14. Zukunft und Wünsche:
Ich wünsche der Partei der Humanisten den Zulauf an Aktiven, den sie verdient. Dass es ihr möglich wird, Politik im Sinne des Humanismus postiv zu gesalten und der weiteren Einflussnahme religiöser Institutionen auf den Staat eine klare Absage zu erteilen.
Antworten © Helmut Brotzki
„Epikurs Garten“ – „Who is Hu“ – Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk
Die Reproduktion und das Kopieren sind nicht zulässig. Auch Auszüge bedürfen der schriftlichen Genehmigung.
Fragen entwickelt und gestellt von Evelin Frerk und Laura Kase.
Mit Dank an Dr. Fiona Lorenz und Dr. Ursula Menzer.