Norbert Reimann

Norbert Reimann

... öffentlich Kritik an der Religiosität wird nicht goutiert, ... dem Kritiker werden böse Absichten unterstellt.

Selbstdefinition

Meine Weltanschauung ist, soweit ich mich bis an meine Kindheit zurückerinnern kann, immer gleich geblieben, wenn ich auch lange nicht wusste, dass man da Weltanschauung zu sagen kann. Geprägt von Eltern, die viel arbeiten mussten, aber immer gerecht und ehrlich waren und sozial eingestellt. John F. Kennedy hat mich weniger beeindruckt, dann schon eher Willy Brandt mit „mehr Demokratie wagen“. Jetzt, wo das Wort Humanismus für mich definiert ist, würde ich daher sagen, ich war schon immer ein sozialer Humanist.

Entscheidende Erfahrungen

Die Frage stellt sich für mich nicht, ich hatte vor der jetzigen Weltanschauung keine andere, bin durch nichts dazu gekommen. Vermutlich kann ein Mensch von sich aus tief religiös sein, genauso wie ohne zutun eine sozial-humanistische Weltanschauung haben.

Elitär

Meine Lebenserfahrung ist, dass elitäre Menschen immer Defizite in Bereichen haben, in denen sie nicht Elite sind, insofern wäre ein elitärer Humanismus sehr negativ für mich. Natürlich sind die noch vorhandenen Strukturen nachteilig für eine freie Entfaltung einer humanistischen Weltanschauung. Religiöse Menschen haben Vertreter in Institutionen, die ich nicht habe, z.B. in den Fernsehräten etc.. Eine strikte Trennung von Staat und Kirche muss verwirklicht werden. Die Beseitigungen dieser Bevorzugungen reicht als kooperative Struktur. Um die notwendigen Änderungen umzusetzen, wird man aber Institutionen wie die GBS etc. benötigen.

Religiöse Zwänge

Nicht im Alltagsleben und nicht in der Familie, aber in der Schule im Religionsunterricht durch die Ortspfarrer; da auch nicht ich persönlich – ich konnte die sinnlosen Katechismusverse schnell auswendig aufsagen. Aber noch heute schäme ich mich der mangelnden Solidarität der gesamten Klasse, als der Pfarrer einem Mitschüler, der dies nicht konnte, heftig ins Gesicht geschlagen hatte, sodass der Mitschüler zwei Bänke nach hinten flog.

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Meine Erfahrung mit Religion war der Religionsunterricht und die Kirchenbesuche in der Präparanden- und Konfirmandenzeit, wobei ich nie nur eine Sekunde an einen Gott geglaubt hatte, da hatten auch diese Veranstaltungen keinen Einfluss. Ich habe bei den “Gottesdienstbesuchen“ trotzdem keine lange Weile: Teile der Kirche wie das Bleiglasfenster des Säenden, die Kanzel, den Baldachin der Kanzel, das Gestühl: alles habe ich immer wieder mit den Augen nachgezeichnet, manchmal bin ich gar nicht fertig geworden, da war der Gottesdienst schon aus.

Das bescheidene Kirchlein hat mich schon interessiert, in meiner Konfirmandenzeit musste einiges saniert werden, ich konnte meine Mitkonfirmanden überreden, einen Tag bei den Bauarbeiten zu helfen, was der Kirchenvorstand mit Respekt angenommen hatte.

Glaubensfreie Alternativen

Das Vermisse ich nicht und das brauche ich nicht. Aber wenn jemand dazu neigt? Warum nicht das Original?

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Ja, zuerst müsste man bei vielen Menschen die Lust zur Pflicht machen, aber für die Balance braucht es keine religiösen oder humanistischen Organisationen.

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

Humanismus gab es ja schon vor der Aufklärung, ich bin da zu wenig im Stoff, denke aber, die Aufklärung steht in der Tradition des Humanismus.

Zur persönlichen Verantwortung: das wurde bei der letzten Vereidigung der deutschen Regierung ersichtlich. Etwa die Hälfte haben diesen Eid geschworen, die andere Hälfte der Ministerriege hat persönliche Verantwortung relativiert durch den Zusatz: „so wahr mir Gott helfe“, nach dem Motto: wenn er mir nicht hilft haben wir halt Pech gehabt.

Praktischer Humanismus

Auf keinen Fall missionarisch, vielmehr durch Vorleben.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Das ist gar nicht mein Thema, da bin ich gefühlt manchmal in der Nähe der katholischen Moraltheologen, der Verstand sagt mir aber schon, dass das Ende auch selbstbestimmt sein muss.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Obwohl wir jede Menge Kirchenaustritte haben, wird die Gesellschaft gefühlt wieder religiöser, öffentlich Kritik an der Religiosität wird nicht goutiert, wird gleich auf die Herkunft der Menschen bezogen, dem Kritiker werden böse Absichten unterstellt.

Stille bzw. unbekannte Humanisten

Die Masse der Humanisten sind unbekannt, das ist auch gut so, mir wäre es lieb, es würden noch viel mehr werden. Viele, die ich durch die GBS kennenlernen konnte, die vielleicht in der zweiten Reihe stehen, machen eine hervorragende Arbeit.

Humanismus und Spiritualität

Vom Regen in die Traufe?

Zukunft und Wünsche

Weiter so, im Zusammenspiel mit Bildung wird er nicht mehr aufzuhalten sein.

Antworten © Norbert Reimann
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (724)

Epikurs Garten - Norbert Reimann