Dr. Dr. Joachim Kahl

Joachim Kahl            Fotografie Copyright evelin Frerk

Dr. Dr. Joachim Kahl

Der Philosoph lebt in Marburg.
Arbeitsschwerpunkt Religionskritik, Ethik und Ästhetik, eingebunden in weltlichen Humanismus.

Mehr zur Person:

http://www.kahl-marburg.privat.t-online.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Kahl

Schriftenverzeichnis und Rezensionen komplett - siehe Homepage - http://www.kahl-marburg.privat.t-online.de/

aktuell
Humanismus. Eine Einladung, Tectum Verlag, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8288-4597-8.

  • 2021 156 Kahl 2021
    Umschlagrückentext: Wer in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt eine humanistische Orientierung sucht, derfindet sie hier in einer kurz gefassten Darstellung und in einer klaren Sprache. Joachim Kahl skizziert einen säkularen Humanismus, der seinen religionskritischen Ansatz nicht versteckt. Menschsein heißt: sich erträglich einrichten für ein kurzes Gastspiel auf einem Staubkorn im Weltall, tätig sein mit Sinn und Verstand, mit Anstand und Würde, schließlich Abschied nehmen von allem für immer.
    Diese Deutung der Welt und der menschlichen Existenz darin wird vielfältig illustriert: von antiken Philosophen wie Epikur und Marc Aurel über Meisterwerke der Weltkunst von Bruegel, Munch oder Frida Kahlo bis hin zu Menschen mit humanistischem Profil wie Olympe de Gouges und Nelson Mandela.

    Marburger Expreß 51/2021  - Gesprräch mit Michael Arlt: Joachim Kahls Einladung zum Humanismus 

    Mit seiner aktuellen Publikation „Humanismus – eine Einladung“ legt der Marburger Philosoph und Religionskritiker Joachim Kahl eine Deutung des Daseins aus der Sichtweise eines der Welt zugewandten Humanismus’ vor.

    Express: Herr Kahl, sind Sie Optimist?
    Joachim Kahl: Nein, ich bin weder Optimist noch Pessimist, weil ich den ursprünglichen Sinn der Begriffe im Auge habe. Ich weiß natürlich, dass heute umgangssprachlich der Sinn der lateinischen Superlative abgeflacht ist, und nur harmlos gemeint ist: „ich bin zuversichtlich“ oder „ich sehe die Sache düster“. Aber als Philosoph verwende ich auch im Alltag meine Worte disziplinierter. Wie sollte ich angesichts des Weltzustandes und der Weltgeschichte optimistisch sein und nicht nur darin „das Gute“, sondern „das Beste“ sehen? Freilich bin ich auch kein Pessimist, der wie Arthur Schopenhauer meinte, es sei besser, nie geboren zu sein. Die Übel des Lebens überträfen bei weitem dessen Vorzüge.

    Ich bin ein philosophischer Skeptiker und ein Freund der Dialektik, das heißt: ich sehe das Doppelgesicht, die Widersprüchlichkeit der Welt, ihre Janusköpfigkeit: Größe und Grauen der menschlichen Existenz, eingebettet in eine schaurig schöne Welt. Mit Schiller gesprochen im Ring des Polykrates: „Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil.“

    Was bedeutet für Sie Humanismus?
    Humanismus, wie ich ihn hier ver- stehe und in meinen Publikationen seit Jahrzehnten entfalte, ist eine reflektierte Form, das Wohlerge- hen des Menschen als Einzelwesen wie als Gesamtheit in den Mittel- punkt alles Denkens und Handelns zu stellen. Mit einem Wort: Huma- nismus ist Menschenfreundlichkeit, die verschiedene Ausformungen und Stufen kennt. In Europa war der erste Mensch, der explizit humanistisch orientiert war, die Titelheldin eines Dramas von Sophokles im fünften Jahrhundert vor Christus, Antigone. Ihr Motto lautete mit den ehernen und schnörkellosen Worten, die der Dichter ihr in den Mund legte: „Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da.“ Ein zeitloses Lebensmotto, das gleichsam tagesaktuell auf die Hassparolen in den digitalen Medien und auf Straßendemonstrationen Anwendung finden kann. Im selben Jahrhundert trat auch der griechische Philosoph Heraklit auf, der ebenfalls zu den Vätern des Humanismus gehört. Er erkannte nicht nur die Vergänglich- keit aller Einzeldinge, die später in seinem Sinne genial zu der Sen- tenz „Alles fließt“ zusammengefasst wurde. Er formulierte auch die metaphysische Hypothese von der Unerschaffenheit und Unerschaffbarkeit der Welt. „Diese Welt, die für alle dieselbe ist, hat weder der Götter noch der Men- schen einer gemacht, sondern sie war immer und wird immer sein.“ Mit dieser Annahme einer ewigen Welt hat er eine plausible Alternative zum Schöpfungsmythos der jüdisch-christlichen Tradition vorgelegt. Die Welt war schon immer da und wird immer da sein, ohne Anfang und ohne Ende, ohne Wo- zu und Warum, ohne Mittelpunkt, ohne Rand, ohne Sinn.

    Wie kam die Idee für Ihr neues Buch zustande?
    Der Tectum Verlag, in dem auch die aktuelle Ausgabe meines ersten und erfolgreichsten Buches „Das Elend des Christentums oder Plädoyer für ein Humanität ohne Gott“ erschienen ist, kam vor einiger Zeit auf mich zu und fragte an, ob ich nicht angesichts weiterhin guter Verkaufszahlen etwas Neues schreiben wolle. Nach einiger Überlegung sagte ich zu und habe die vorliegende Einladung zum Humanismus geschrieben, möglicherweise mein letztes Buch, da ich ja inzwischen achtzig Jahre alt bin.

    Wie nähern Sie sich dem Thema?
    Ich nähere mich dem Thema Humanismus jeweils auf zwei Wegen, von zwei Seiten. Von oben und von unten, vom Einzelnen und vom Ganzen her. Von oben nähere ich mich, indem ich die menschli- che Existenz in ihren kosmischen Rahmen einordne, und von unten, indem ich darauf achte, stets Lebensnähe und Bodenhaftung zu wahren: nicht nur die „Wonnen der Gewöhnlichkeit“ zu genießen, von denen Thomas Mann im „Tonio Kröger“ spricht, sondern auch die Trivialitäten und Konflikte des Alltags zu meistern. Vom Einzel- nen und vom Ganzen gehe ich aus, indem ich stets das Individu- um und die Menschheit im Blick habe, und zwar in ihrem gegen- wärtigen Zustand und im geschichtlichen Werdegang, der auch die Evolution der Organismen mit einbezieht.

    Als Ergebnis dieser philosophi- schen Prämissen ergibt sich dann ein nüchterner, desillusionierter Blick auf das menschliche Dasein. Ich deute es als ein kurzes Gastspiel auf einem Staubkorn im Weltall, an dessen unvermeidlichem Ende der Abschied von allem für immer, namentlich von uns selbst, steht. Wohl denen, die die kurze Frist, die uns beschieden ist, mit Sinn und Verstand, mit Anstand und Würde zu füllen verstehen. Philosophie in diesem Sinne komprimiert sich auf Lebenskunst, wie sie bereits vornehmlich im Hellenismus entwickelt wurde. Daher mein häufiger Bezug auf Epikur, Horaz, Mark Aurel, später auf Montaigne. Ohne intellektuelle Berührungsängste sollte das gesamte Kulturerbe der Menschheit als Inspirationsquelle für einen humani- stischen Lebensentwurf stehen, weshalb ich mich ohne Scheu zum Eklektizismus bekenne. Eklektizismus ist die souveräne Freiheit system- und lagerübergreifenden Auswählens, Ausdruck intellektueller Bescheidenheit, Verzicht auf Originalitätsansprüche, Grundlage von Toleranz und undogmatischem Zugang zu den Problemen, die sich täglich stellen.

    An wen richtet sich das Buch? Auf welche Weise ist es zu lesen? Sind Vorkenntnisse von Nöten?
    Ich richte mich an jeden Men- schen, der über sich und die Welt nachdenkt und nach Orientierung

    in immer unübersichtlicher werdenden Verhältnissen sucht. Vorkenntnisse wünsche ich mir, aber setze sie nicht voraus. Der Grenzen von Aufklärung und Lernfähigkeit bin ich mir nicht erst seit der Coronakrise bewusst. Verblendung kann zu Verblödung führen, und dagegen ist kein Kraut gewachsen.

    Als eine Besonderheit meiner Humanismusvariante, die auch das Buch prägt, sei abschließend die Aneignung von Kunstwerken her- vorgehoben. Ich folge damit einer Einsicht Platos, der als die drei Dimensionen von Philosophie das Wahre, das Gute, das Schöne bestimmt hat. Auch meine Skepsis setzt unverzichtbar einen Wahrheitsbegriff voraus. Denn ohne zutreffende Erkenntnis ist kein er- folgreiches Handeln möglich. Das Gute, wie immer es bestimmt wer- de, bleibt sonst ein Wunschtraum, ein Zufallsergebnis. Das Schöne, hier aufs Kunstschöne eingeengt – im Unterschied zum Naturschönen –, bringt die Sphäre der Sinne, der Intuition, der Phantasie mit ins Spiel. Ohne sie wäre menschliches Leben karg, ja öde. In diesem Sinne versuche ich, einigen Hauptwerken der Weltkunst hu- manistische Gehalte zu entlocken. Mögen sich Leser und Leserinnen einstellen, die bei Betrachtung der Selbstporträts Albrecht Dürers und Frida Kahlos im Lichte meiner Interpretationen ihren persönlichen Pfad zum weltlichen Humanismus finden, zu einer weltklugen und weltweisen Lebenskunst.

    Dr. Dr. Joachim Kahl: Humanismus – Eine Einladung Tectum, 2021
    176 Seiten, broschiert ISBN 978-3-8288-4597-8 26 Euro inkl. MwSt.

  • 2015
    Benedikt Spinoza (1632 - 1677), Philosoph von Weltrang und Türöffner der europäischen Aufklärung, Reihe Uni im Café, Neue Literaische Gesellschaft Marburg Nr. 14
    - inspiriert entstand das Bild zu Spinoza.
    156 Kahl 2015 Titel Spinosa

2006 war meine erste Begegnung mit dem Philosophen war in den Räumen der TU Berlin,  eine Veranstaltung in Gemeinsamkeit von IBKA und der Giordano-Bruno-Stiftung konzeptiert und durchgeführt.

Weitere Begegnungen, bei denen ich fotografierte waren u. a. auf IBKA-Tagungen  2007 und 2016 in Köln, auch in Marburg und auf dem Deutschen Humanistentag 2019 in Hamburg (DHT). Ich freue mich, dass meine freien fotografische Arbeiten  während seiner Vorträge, speziell zu seinen philosophischen Vorträgen  zu Spinoza und  Frida Kahlo, sein Interesse fanden.

Berlin, 2016-09 | .. Relaunch .. | 2021-11-28 | 2022-01-10 eF