Prof. Dr. Peter Boldt

Prof. Dr. Peter Boldt

... Tatsachenorientiert

Selbstdefinition

Als Naturwissenschaftler orientiere ich mich an Tatsachen. Hypothesen und Theorien können sehr nützlich sein. Sie müssen aber immer wieder überprüft werden können. Dem heutigen Stand der Erkenntnisse und der Humanwissenschaften entsprechend bin ich ein liberal denkender und handelnder Atheist. Ich bin auch gegenüber Menschen, die einem Glauben anhängen, tolerant und der Meinung dass jeder nach seiner Fasson selig werden soll. Die Grenze meiner Toleranz wird dann erreicht, wenn religiöse Institutionen oder einzelne Gläubige übergriffig werden. Das heißt ihrerseits keine Toleranz mir gegenüber haben und mich womöglich missionieren wollen.

Entscheidende Erfahrungen

Ich denke die wichtigste Ursache für meine Haltung liegt darin, dass ich nicht religiös erzogen worden bin.Meine Erfahrung ist, dass eine humanistische Ethik, die dem Stand der Humanwissenschaften entspricht, überhaupt nicht elitär ist. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist, selbst atheistisch denkende Menschen in dieser Beziehung "unter einen Hut" zu bringen. Diskussionen über eine humanistische Ethik kommen häufig überhaupt nicht zu Stande, weil jeder mit großem Eifer seine Ideen vertritt. Wie dem abzuhelfen ist, weiß ich auch nicht

Elitär

Meine Erfahrung ist, dass eine humanistische Ethik, die dem Stand der Humanwissenschaften entspricht, überhaupt nicht elitär ist. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist, selbst atheistisch denkende Menschen in dieser Beziehung "unter einen Hut" zu bringen. Diskussionen über eine humanistische Ethik kommen häufig überhaupt nicht zu Stande, weil jeder mit großem Eifer seine Ideen vertritt. Wie dem abzuhelfen ist, weiß ich auch nicht

Religiöse Zwänge

Christlichen Zwängen fühle ich mich überhaupt nicht unterworfen, wenn man davon absieht, dass unsere Gesellschaft sozusagen kulturchristlich geprägt ist. So ist der Sonntag als Ruhetag biblisch begründet. Aber da alle Kulturen irgend einen Ruhetag haben und der auch sinnvoll ist, stört mich das überhaupt nicht. Und die christlichen Feiertage nehme ich natürlich auch gerne mit.

Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität

Nein

Glaubensfreie Alternativen

Nein

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben

Auf diese Frage gibt es für mich keine einfache Antwort. Die kann es eigentlich auch nicht geben. Mal fühle ich mich frei, meine Wünsche ganz oder teilweise zu verwirklichen und in anderen Fällen wieder weniger. Die Balance liegt naturgemäß jedes Mal unterschiedlich, mal mehr zur Lust, mal mehr zur Pflicht hin.

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung

Beide sind sehr eng verbunden. Die Aufklärung ist mit dem Naturrecht verknüpft, dass sich gleichzeitig entwickelte: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und Freiheit. Das bedeutet, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Rasse, Herkunft, seinem sozialen Status, seinem Alter und von seinen persönlichen Talenten die gleiche Würde besitzt, die gleichen Rechte genießen sollte und in Abhängigkeit von seiner Individualität die gleichen  Chancen haben muss. Der Mensch und sein geistiges, seelisches und soziales Wohlergehen steht im Mittelpunkt und ist Inhalt und Ziel des Humanismus.

Da auch mein Nachbar die gleichen Rechte wie ich genießen muss, sollte ich mir klar machen, dass ich nicht allein auf der Welt bin, sondern in Interdependenzen lebe. Diese Interdependenz bezieht sich nicht nur auf meinen Nachbarn, sondern auf meine Partner, meine Familie, die Angehörigen meiner Arbeitsstelle und schließlich auf die Gruppen und staatlichen Gemeinschaften,in denen ich lebe. Und schließlich gibt es auch eine gegenseitige Abhängigkeit, also Interdependenz, gegenüber der Umwelt. Je mehr ich mir das alles klarmachen, desto autonomer, das heißt verantwortlicher, kann ich handeln.

Praktischer Humanismus

Als Mitglied des Ruth Cohn Institutes für TZI, einer Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in ihrem eigenständigen Denken und Handeln zu fördern, damit sie in verstärktem Maße in die Lage versetzt werden

- kluge und an humanistischen Werten orientierte Entscheidungen zu treffen,
- private und berufliche Lebensfelder humaner zu gestalten und
- Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen

habe ich bereits sehr viele Seminare veranstaltet und bin in lebendigen Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Ziele verfolgen. Dabei gilt es für mich, sie bekannt zu machen und zu vermitteln ohne etwa zu Missionieren.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben

Für mich sehr erstrebenswert. Alles was ich kann, tue ich, um mich diesen Zielen zu nähern.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten

Das kann ich nicht beantworten.

Stille bzw. unbekannte Humanisten

Nach meiner (sehr eingeschränkten) Kenntnis nicht.

Humanismus und Spiritualität

Ich bin der Meinung, dass die Orte der Spiritualität, des Andenkens oder der Besinnung die einzelnen Menschen sind und sein sollten.

Zukunft und Wünsche

Meine Überzeugung ist, dass der Humanismus ein Ergebnis der kulturellen Evolution ist und daher mit einer Eigengesetzlichkeit weiter wachsen oder sich ausbreiten wird. Mein Wunsch ist, dass sich möglichst viele Menschen bewusst machen, dass evolutionäre Prozesse außerordentlich langsam vor sich gehen. Es gilt also, sich mit kleinen Schritten bei der gesellschaftlichen Ausbreitung und Weiterentwicklung des Humanismus zufrieden zugeben.

Antworten © Prof. Dr. Peter Boldt
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (498)

Epikurs Garten - Prof. Dr. Peter Boldt