Rolf Bergmeier

Rolf Bergmeier

... offen bleiben, so verstehe ich Humanismus

Selbstdefinition

Die Frage war: Wie bezeichnen Sie Ihre Weltanschauung? Wenn Sie diese beschreiben würden, welche Aspekte sind Ihnen wichtig?

Rolf Bergmeyer antwortet:

Weltanschauung. Ein schwieriges Thema. Anschauungen wandeln sich in der Zeit, mit der Zeit und mit dem Alter. Folglich ändere ich mich auch selbst und bin frei für Anschauungen. Ich bin gegen „gesicherte“ Wahrheiten, vor allem, wenn sie militant vertreten werden. Seien sie grün oder rot, links oder rechts. Eine solcher Art „gesicherte“ Wahrheit ist in meinen Augen auch der Atheismus. Dawkins` Versuch, die Existenz Gottes mit Hilfe von Wahrscheinlichkeiten zu widerlegen (Der Gotteswahn), sind interessant, müssen aber als gescheitert bewertet werden, da irdische Bewertungsmaßstäbe nicht für die Beurteilung transzendenter Phänomene  geeignet sind. Folglich bin ich Agnostiker.

Als Althistoriker kenne ich die Kirchengeschichte. Die Frage, wie Christentum mit Hilfe römisch-kaiserlicher Erlasse „Kirche“ wurde, wie Häretiker, Ketzer und Juden vertrieben wurden, habe ich mit wissenschaftlichen Methoden untersucht und die Ergebnisse publiziert. Die verfasste Kirche, wie wir sie in Deutschland kennen, ist mit daher wenig sympathisch. Aber was sollte man gegen religiöse Gemeinschaften einwenden, die sich dem Gemeinwohl und dem Nächsten verpflichtet fühlen?

Es geht nicht um „sakral“ oder „säkular“, Gott oder gottlos. Eine säkularisierte Gesellschaft ist nicht religionslos, sondern eine Gesellschaft, in der die Kirche ihr Monopol auf das einzig richtige Weltbild verloren hat. Säkulare kämpfen nicht gegen das Religiöse an sich, sondern gegen die Privilegien verfaßter Kirchen. 
Sie verwahren sich, von Masken und Grimassen bevormundet zu werden, die politische Agitation im Gewande der Heilslehre betreiben und unangemessenen Einfluß auf die Gestaltung gesellschaftlicher Prozesse gewinnen. Und nicht wenige Bürger sind über den Mißbrauch des pompösen  Epitheton „Religion der Nächstenliebe“ empört, ohne sogleich atheistisch zu sein.

Über diese Fragen herrscht in allen Kreisen eine heillose Verwirrung. Glauben, Welt(!)- Anschauung, Religion, Kirche, Christentum, das geht wie Kraut und Rüben durcheinander. Wie soll unter solchen Voraussetzungen mit Gewinn diskutiert werden?

Offen bleiben, so verstehe ich Humanismus.
Koblenz, 23.06.2011 (563) | 2021-11-28eF                                                                                       Rechte Rolf  Bergmeier

 

Antworten © Rolf Bergmeier
„Epikurs Garten” - „Who is Hu” - Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk (563)

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