Dr. Dr. Florian Willet
Dr. Dr. Florian Willet
... Willetepikur - ... seither war der Liebe Gott ... der Weihnachtsmann für Erwachsene.
- Selbstdefinition
Meine Waldorfschule war ausgesprochen christlich. Täglich sagten wir zwei Sprüche auf, die bei näher Ansehung als religiös bezeichnet werden müssten.
Kleinere, oder auch mal grössere Schikanen, wo mir ein fremder Wille aufgezwungen oder ich erzogen werden sollte oder soll, kamen und kommen immer mal wieder vor. Und natürlich sind religiös Gläubige die übelsten Überzeugungstäter.
Alles in allem konnte ich aber sehr religionsunbelastet leben. Getauft war ich nie worden. Kirchensteuer habe nie bezahlt. Aber natürlich musste und muss ich Religionsgemeinschaften in mannigfacher Hinsicht indirekt subventionieren.
- Entscheidende Erfahrungen
Natürlich bin ich Gläubigen und Esoterikern vielfach begegnet. Alleine schon auf der Waldorfschule. Auch unzählige Geistes-"Wissenschaftler" treiben sich in Gedankenwelten herum, die mit naturwissenschaftlicher Evidenz unvereinbar sind. Viele, viele Menschen denken in Kategorien von "Schuld" und ähnlichem, ohne Vorstellung von unzähligen gegenseitigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, und von Kontingenz.
Und jeden Tag liest oder hört man von Politikern, die zwar nicht immer über Schöpfung, Kosmos, und vom Ursprung des Lebens sprechen, die aber quasireligiösen Unsinn erzählen, an den sie glauben, und den sie anderen glauben machen wollen.
So sind Menschen.
- Elitär
Es gibt zahlreiche Übungen und Gewohnheiten, die meinem Alltag Orientierung geben. Das fängt mit dem morgendlichen und abendlichen Zähneputzen an, über den Kaffee zum Wachwerden, und so weiter.
Aber spirituelles oder esoterisches ist nicht dabei.
- Religiöse Zwänge
Ich habe nicht die Freiheit all meine Wünsche und Gedanken zu leben. Das entspräche ja schier vollkommenem Glück.
Die erstrebenswerte Ballance zwischen Lust und Pflicht liegt bei null Pflicht, und einhundert Prozent Lust.
Externe Pflichten beruhen auf externen Überzeugungen. Ich möchte ausschliesslich nach meinen eigenen Überzeugungen handeln. Alles, was ich daraufhin tue, ist würde ich aber nicht als Áusdruck meiner Pflicht nennen, sondern eher einer Form von Lust. Wenn ich einem frierenden Bettler bamherzig ein Stück von meinem Mantel gebe, dann deshalb, weil es das ist, was ich tun will.
Das geht ein Wenig in Richtung dessen, was in der philosophischen Schublade "Emotivismus" steckt.
- Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität
Als Konsequentialist finde ich, dass Humanismus sich in Taten zeigt. In bestimmtem Handeln und Unterlassen. Anders als Deontologen und Kantianer rede ich mir aber keine Pflichten ein. Verantwortung klingt in meinen Ohren zwar besser als Pflicht, aber für viele gibt es da kaum einen Unterschied. Verantwortung ist für mich ein Bedürfnis. Häufig habe ich das Bedürfnis jemandem zu helfen, oder ihn vor Schaden zu bewahren, weil ich über mehr Wissen, Erfahrung, oder geeignetere Fähigkeiten verfüge.
Wer mich bei all dem Handeln und Unterlassen beobachtet, das ich tagein, tagaus so an den Tag lege, der mag letztlich durchaus zur Auffassung gelangen, dass vieles oder das allermeiste davon einwandfrei humanistisch bezeichnet werden könnte. Aber ich orientiere mich nicht umgekehrt an einem abgeschlossenen Konzept, das einige in Humanismus sehen mögen.
- Glaubensfreie Alternativen
Es ist weder absolut unmöglich, noch absolut möglich. Niemand wird es fertig bringen alle Menschen der Erde von einer Sache zu überzeugen.
Wenn ich den Eindruck habe, dass verbreitete Fehlannahmen Leid verursachen, dann mische ich mich durchaus schon mal ungefragt ein.
Wer mit Utilitarismus sympathisiert, der sorgt gemeinhin für mehr Freude im Leben. Liberalität und zwischenmenschlicher Respekt erfordern aber auch, dass man nicht missioniert, sondern die Träger anderer Weltanschauungen weitestgehend unbehelligt ihr Leben nach ihren Vorstellungen leben lässt, ohne ungefragt und aggressiv zu missionieren.
- Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben
In meiner Kindheit schaute ich sonntagabends regelmässig die "Sportschau" in der "ARD". Anschliessend blieb ich nicht selten an der "Lindenstrasse" hängen. Und manchmal auch noch am "Weltspiegel". Wie das nicht selten so ist, wenn Kinder unbeaufsichtigt fern schauen. Ähnlich, wie etwa auch im "Auslandsjournal" des "ZDF", sah ich im Weltspiegel häufiger Szenen aus Schwarzafrika, die abgemagerte Kinder mit aufgeblähten Bäuchen zeigten. Das beeindruckte mich nachhaltig. Bis ich Mitte zwanzig war dachte ich, dass hungrige Kinder in Afrika das grösste ethisch-moralische und politische Problem der Welt seien.
Heute glaube ich, dass Sexismus in noch weitaus grösserem Umfang für zerstörte Existenzen und entsetzliches Leid sorgt. Weit mehr als Ethnozentrismus, Rassismus, Nepotismus, Philopatrismus, oder andere Diskriminierungsschemata.
Am schlimmsten erscheint es mir aber in der Tat, wenn wirklich ununterbrochen leidende Menschen, denen kaum mehr eine Minute ohne Schmerzen zu Teil wird, und die einfach nur noch möchten, dass alles, was sie erleben, ein Ende nimmt, von aggressiven Paternalisten nicht sterben gelassen werden. Menschen durch Entzug ihrer Selbstbestimmung am Leben zu erhalten, als Zwang, weil und wie es den eigenen Vorstellungen entspricht, ist die unmenschlichste Form von Sklaverei, und die unwürdigste Spielerei mit menschlichem Leben.
Seit jeher empfand ich spontan Erleichterung und eine gewisse Freude, wenn ich von einer geglückten Selbsttötung erfuhr, weil ich wusste, dass ein freudloses und leidvolles Leben ein Ende gefunden hat.
Übrigens entschied auch mein Vater sich für Freitod.
- Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung
Individuen schaden Paternalismus und Sexismus am meisten. Gesellschaften erleiden langfristig keinen Schaden, weil sie immer aus jenen Individuen bestehen, die oder deren Vorfahren erfolgreich durch die Vergangenheit gekommen sind.
Diese Frage kehrt mein ganz und gar evolutionsbiologisches und evolutionsspieltheoretisches Denken hervor.
- Praktischer Humanismus
Es gibt wunderbare Menschen, die viel einerseits Leid lindern, und andererseits Freude bescheren. Aber ich möchte niemanden über dessen Kopf hinweg als Humanisten bezeichnen. Die allermeisten Menschenfreude bringen es kaum zu sonderlich grosser Bekanntheit, auch weil ihnen dazu der narzisstische Antrieb fehlt
- Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben
Nein. Humanismus benötigt keine Spiritualität. Eher das Gegenteil, nämlich absolute wissenschaftliche Rationalität. Spiritualität ist eine Privatsache, für manchen auch ein Hobby, das individuell wohltuend wirken kann.
- Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten
Unter Humanismus versteht keineswegs jeder das gleiche. Für manche ist es eine Bezeichnung für anthropozentrischen Speziesismus, also eine Form von Chauvinismus, die Menschen gegenüber anderen Lebewesen positiv diskriminiert. So, wie er im vorliegenden Kontext üblicherweise verwendet wird, verstehe ich unter Humanismus eine besondere Menschenfreundlichkeit. Es ist aber fraglich, inwieweit er beispielsweise mit Evolutionärer Ethik kompatibel ist. Es ist auch fraglich, ob er konsequent utilitaristisch ist. Insofern ist auch fraglich, wie menschlich er gegenüber mutmasslich unmenschlichen Zeitgenossen sein kann. Wo fängt Unmenschlichkeit an? Und wie legitim kann es sein, "Unmenschen" auszugrenzen?
Wie man sieht bin ich also ein Humanist der sich und andere fortwährend hinterfragt.
- Stille bzw. unbekannte Humanisten
Es gibt wunderbare Menschen, die viel einerseits Leid lindern, und andererseits Freude bescheren. Aber ich möchte niemanden über dessen Kopf hinweg als Humanisten bezeichnen. Die allermeisten Menschenfreude bringen es kaum zu sonderlich grosser Bekanntheit, auch weil ihnen dazu der narzisstische Antrieb fehlt
- Humanismus und Spiritualität
Nein. Humanismus benötigt keine Spiritualität. Eher das Gegenteil, nämlich absolute wissenschaftliche Rationalität. Spiritualität ist eine Privatsache, für manchen auch ein Hobby, das individuell wohltuend wirken kann.
- Zukunft und Wünsche
Unter Humanismus versteht keineswegs jeder das gleiche. Für manche ist es eine Bezeichnung für anthropozentrischen Speziesismus, also eine Form von Chauvinismus, die Menschen gegenüber anderen Lebewesen positiv diskriminiert. So, wie er im vorliegenden Kontext üblicherweise verwendet wird, verstehe ich unter Humanismus eine besondere Menschenfreundlichkeit. Es ist aber fraglich, inwieweit er beispielsweise mit Evolutionärer Ethik kompatibel ist. Es ist auch fraglich, ob er konsequent utilitaristisch ist. Insofern ist auch fraglich, wie menschlich er gegenüber mutmasslich unmenschlichen Zeitgenossen sein kann. Wo fängt Unmenschlichkeit an? Und wie legitim kann es sein, "Unmenschen" auszugrenzen?
Wie man sieht bin ich also ein Humanist der sich und andere fortwährend hinterfragt.