Andreas Leber
Andreas Leber
... Menschen in den Mittelpunkt stellen
- Selbstdefinition
Ich bin Evolutionärer Humanist.
- Entscheidende Erfahrungen
Lange war mir klar, dass eine Weltanschauung, die nicht in der Lage ist, die ständig neuen Erkenntnisse der Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften, aufzunehmen und ggf. auch ihre erkannten Irrtümer zu beseitigen, in dem Moment zu veralten beginnt, wenn sie "fertig" ausformuliert und in ein womöglich "heiliges" Buch gegossen ist.
Eine Weltanschauung, die dieser Anforderung der Offenheit und damit der Lernfähigkeit genügt, ist der Evolutionäre Humanismus, zu dem ich über die Buskampagne und die gbs))) gekommen bin.
- Elitär
Die (Natur-) Wissenschaft ist in Teilen auch in der Lage, breite Bevölkerungsschichten zu erreichen, wenn eine mediale Aufbereitung erfolgt. In gleichem Maße kann uns das auch gelingen. Ich halte die Sichtbarkeit von humanistischen Gedankengut in den Medien - allen voran nach wie vor das Fernsehen für das Wichtigste. Hier haben wir in den vergangenen 10 Jahren viele Erfolge gehabt.
- Religiöse Zwänge
Als Grundschüler galt es religiösen Zwängen zu begegnen und entgegenzustehen. Wir hatten eine sehr strenge katholische Nonne als Religionslehrerin, die genau aufgepasst hat, wer zum Schulgottesdienst (Mittwochmorgens in der 1. Stunde, die 2. dann bei ihr Reli, außerdem natürlich jeden Sonntag) gekommen war und wer nicht. Wehe, man war nicht gekommen. Sie hat die Kindlein zur Sau gemacht. Gelernt kann ich von ihr nicht viel haben, jedenfalls erinnere ich mich sonst an nichts. Wie ich damit umgehe - eigentlich gar nicht, es ist einfach eine böse Erinnerung an zum Glück lange vergangene Zeiten.
- Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität
Mit 14-15 Jahren waren wir (meine Schwester und ich) mehrmals im evangelischen Ferienlager. Da war Bibelstunde angesagt, und man hat sich ganz heilig gefühlt hinterher. Ein Jahr später war das aber vergessen, und ich hatte mich endgültig vom Aberglauben verabschiedet. Mit 20 bin ich aus der Alleinseligmachenden ausgetreten.
- Glaubensfreie Alternativen
Nein, das ist nichts für mich. Wer's mag, der soll, ich brauche es nicht.
- Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben
Ich bin mit einer Arbeitsethik - wenn auch nicht gerade protestantischen Ausmaßes - groß geworden. Wer was leistet, wer es zu was gebracht hat, der ist was, wer nicht - … Heute fühle ich mich davon etwas zu sehr eingeengt. Es ist doch letztlich nur wenigen gegönnt, es wirklich zu "was" gebracht zu haben. Schön für sie, ohne Frage, aber das kann nicht der Maßstab für alle sein. - Ich kann die Balance nicht genau angeben, sie ändert sich ohnedies phasenweise.
- Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung
Aufklärung ist die Aufforderung, nach guten Gründen für seine Meinung zu suchen, und nicht auf Autoritäten zu hören. Humanismus ist die Aufforderung, den Menschen anstatt irgendwelcher Götter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen, sowie sozial verantwortlich zu handeln.
- Praktischer Humanismus
Bildung ist alles. Aufklärung ist immer zunächst Selbstaufklärung, ist das Streben, selbst zu lernen und seine Irrtümer zu beseitigen. In diesen Prozess kann man andere einbeziehen, und das geht (oft) auch dann, wenn die Weltbilder ansonsten auseinander liegen.
- Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben
Wir leben nicht "im luftleeren Raum". Absolute Selbstbestimmung im Leben ist ein wichtiges Ideal, aber nicht möglich, solange man die Gesellschaft anderer nicht aufgeben möchte. Die Kompromissbereitschaft hat dabei ihre Grenzen, die immer wieder neu auszuloten sind. Nicht hinnehmbar ist es m. E., wenn der Wille von Menschen, die sich nicht (mehr) wehren können, in Dingen, die nur oder zuallererst sie selbst betreffen, übergangen wird. Das trifft natürlich insbesondere auf Sterbende zu. Ich möchte jedenfalls keinen "Geistlichen" in meiner Nähe haben, wenn es soweit ist.
- Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten
Die Dominanz der Finanzwirtschaft, die weit größere Geldmengen umsetzt als der gesamte "Rest".
- Stille bzw. unbekannte Humanisten
Da weiß ich kein Beispiel. Außer mir selbst, natürlich. ;-)
- Humanismus und Spiritualität
Der Begriff "Spiritualität" ist religiös dominiert, darum mag ich ihn nicht. Auch im weitesten Sinne mag ich keine "heiligen" Orte oder Rituale.
- Zukunft und Wünsche
Die Zukunft des Humanismus ist evolutionär. Und so wenig, wie die Evolution eine feste Richtung hat, so wenig ist voraus zu sehen, wohin sich ein evolutionär gedachter Humanismus entwickelt. Ich wünschte, ich könnte in zweihundert Jahren noch mal vorbeikommen und sehen, was draus geworden ist - ich erwarte großes! Ich befürchte aber auch ein Jahrhundert der Religionskriege. Und die müssen wir oder unsere Kinder erst mal überleben.