Eckhard Behrendt

Entscheidende Erfahrungen: Ein religiös gebundener Lehrer sagte uns in einer Arbeitsgruppe, dass nur der LIEBE GOTT wisse, warum das Wasser in der Pflanze nach oben steige. Im Biologieunterricht (ca. 5. Klasse) erfuhren wir später etwas von Osmose, osmotischem Druck und Verdunstung usw.. Daraufhin meldete ich mich und sagte erfahrungsgemäß, das das nicht stimmen könne, denn nur der LIEBE GOTT wisse das. Diese offene, keinesfalls arglistige Offenbarung brachte dem Lehrer viel Ärger ein. Das war aber zu DDR-Zeiten, heutzutage feiert der Kreationismus wieder ein comeback in Schulen...Ich wundere mich immer, dass viele Gläubige nie oder kaum die Ursachen für Unglücke im LIEBEN GOTT sehen, aber nach Oberwindung von Katastrophen, nach Rettung sofort IHM danken...

Elitär: Jeder "Unglaubende" im Unterschied zu christlich und anders-Glaubenden sollte sich offen zum Nicht-glauben, sondern zum "Wissen wollen", bekennen. Mit Buggle "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" im Gepäck, habe ich schon manchen Gläubigen zumindest zum Nachdenken gebracht.

Religiöse Zwänge: Die meisten, unbewußten Redewendungen, angefangen bei "Mein Gott" oder "Oh Gott, Oh Gott" als Ausdruck der Verwunderung oder Überraschung zeugen davon, wie tief Jahrtausende in mir verwurzelt sind. Diese nicht-religiösen, aber historisch und kulturell bedingten Zwänge kann man nicht von heute auf morgen ablegen.

Glaubensfreie Alternativen: Ich glaube nicht an die Glücks-Kraft der Hufeisen, aber sie wirken ja angeblich auch, ohne dass ich daran glaube,...
und wenn Zeitungs-Horoskope nicht für mich passend sind, kaufe ich eine andere Zeitung oder mache daraus ein "Horror-skop"{Wehe Dir: wenn Du das und das nicht berücksichtigst, wird Dir das oder das passieren!!!)

Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben: Das, was ich selbst nicht erleiden möchte, will ich auch keinem anderen zumuten.

Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung: Humanismus sollte eine menschliche Eigenschaft sein, sehe ist nicht zwangsläufig religiös begründet. Es soll ja sogar religiöse Menschen geben, die human handeln... Insofern hat Aufklärung nichts mit Humanismus, sondern mit kontinuierlicher Aufklärung über Ursachen für bestimmte Wirkungen zu tun.

Praktischer Humanismus: Wenn es sich anbietet, beeinflusse ich durch meine Worte, ansonsten durch meine Taten: gut und human bin ich als Mensch , nicht als religiös Glaubender.

Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben: Selbstbestimmtes Leben als gottlos glücklicher Mensch im Rahmen meiner Möglichkeiten und der familiären und gesellschaftlichen Bindungen.
Ich bin noch nicht soweit, um über selbstbestimmtes Sterben ein Urteil zu haben. Ich vertraue meinen Hinterbliebenen und den Ärzten. Vielleicht liegt hier meine größte Differenz den Glaubenden: Ich verdanke mein Leben und mein Sterben nicht dem LIEBEN GOTT, aber mein und unser Sterben liegt daran, dass wir alle uns langsam zu Tode essen - da können wir machen, was wir wollen.

Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten: Wenn die globale menschliche Gesellschaft gemeint ist: die enormen Lebensqualitätsunterschiede zwischen Reich und Arm, zum größten Teil verursacht durch das unmäßige Streben nach Wachstum - "koste es, was es wolle" durch die reichen Länder.

Stille bzw. unbekannte Humanisten: Die Frage kann ich nicht beantworten, denn nicht alle Menschen handeln nach der Devise: Tue Gutes und rede darüber...

Humanismus und Spiritualität: Humanistischen Leben sollte sich überall realisieren, vor allem im Kontakt mit anderen Menschen.

Zukunft und Wünsche: Trennung von Staat und Kirche ist noch nicht erreicht, tut nach wie vor not und wird sich als evolutionärer Humanismus durchsetzen.

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