Dr. Fiona Lorenz
Dr. Fiona Lorenz
... als Atheistin zur Welt gekommen, trotz Beeinflussung durch religiöse Instanzen wie Schule und Kirche - Atheistin geblieben
- Selbstdefinition
Meine Weltanschauung ist humanistisch, rationalistisch, aheistisch und religionskritisch. Wichtige Aspekte sind Logik und ggf. Wissenschaft als Grundlage von Aussagen, die einer kritischen Überprüfung standhalten und, wenn nicht, verworfen werden sollten. Regeln für das Miteinander von Menschen werden untereinander geklärt und festgelegt. Um der Gefahr einer allzu anthroprozentrischen Sichtweise zu entgehen,. müssen die Interessen anderer Tiere neben uns "Trockennasenaffen" Berücksichtigung finden. Mittlerweile bin ich Vegetarierin und versuche, vegan zu leben (klappt nicht durchgängig).
- Entscheidende Erfahrungen
Ich bin als Atheistin zur Welt gekommen und trotz Beeinfussung durch religiöse Instanzen wie Schule und Kirche bin ich Atheistin geblieben. Mein Engagement gegen Religion und für Humanismus gründet auf vielen Gesprächen und Interviews mit Menschen, die zum Teil weniger GIück mit reliöser Indoktrination hatten als ich. Abgesehen davon, dass ein diesbezüglich waches Auge problemlos feststelten kann, welch verheerenden Schaden Denkverbote und Autoritätshörigkeit (wie sie Religionen fordern) anrichten können. Veralteten Hirtenreligionen zufolgen, ist vermutlich schon imner unangemessen gewesen, heute aber nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen an elne irgendwie gealte vermeintlich höhere Instanz ("Gott") glauben, obgleich diese ganz offensichtlich in sich unfassbar widersprüchlich ist und ohnehin gar nicht existieren kann! Die Kirchen - klerikale Alchemisten - haben es verstanden, aus diesem Nichts Gold zu machen.
- Elitär
Ich denke tätsächlich, dass Glaubsnsfreiheit und wertphilosophisch begründete Ethik derzeit eher elitär ist. Das liegt am katastrophalen Bildungssystem, welches Autoritätshörlgkeit und den Glauben an altertümliche Fantasieprodukte lehrt, statt Wissenschaft, Logik und kritisches Denkvermögen bereits von klein an zu lehren und zu stärken. Man kann aufklären, jeder nach seiner Facon: mit Kunst, mit Witz, mit Philosophie, Journalismus, Provokation und stringenter Argumentation. Es ist jedesfalls notwendig, dass mehr Menschen in die Lage versetzt werden, kritisch und humanistisch-ethisch zu denken und zu leben. EIn Langzeitprojekt, wobei die Zeit im Moment günstig scheint, viele Menschen zu erreichen, da aufgrund der Kirchenskandale nicht nun die Kirchen, sondem die Religion allgemein von vielen in Frage gestellt wird und die Medien darüber tatsächllch aufklären.
Viele Sachverhalte sind dem Großteil der Bevölkerung tatsächlich unbekannt, wie z.B. die antiquierten Vorstellungen selbst liberaler und nett wirkender Kirchenvertreter (zu denen ich auch etliche Politiker zähle). Auch ist den meisten Menschen nicht klar, wie sehr ihre eigenen Lebenskonzepte durch Kirchenvertreter eingeschränkt werden, vor allem bezüglich Abtreibung, Sterbehilfe oder ein christlich überladenes Schulsystem.
- Religiöse Zwänge
Da ich im engeren Sinne christlichen Zwängen nicht unterworfen war, könnte ich das nicht festmachen. Eventuell zeigen religiöse Weltanschauungen mittels gesellschaftlich verbreiteter Wert- und Normvorstellungen unentrinnbare bzw. schwer entrinnbäre Wirkungen. Was unrechtmäßig einengt, sollte abgelegt werden. Das bedeutet: Menschen sollten so leben können, wie sie wollen, so lange sie anderen dabei nicht illegitimen Schaden zufügen. Grundlage sind die Menschenrechte.
- Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität
- ja, als junge Erwachsene spielte ich eine gewisse Zeit lang mit Esoterik, habe sogar den ersten Grad in Reiki abolviert und mich rnit Auren beschäftigt. Selbst homöopatische Kügelchen habe ich mir und meinen Kindern verabreicht. Mein Interesse verlor sich allerdings quasi von allein, da es mich nicht weiterbrachte und mein Gehirn dafür wahrscheinlich zu analytisch-empisch veranlagt ist..
- Glaubensfreie Alternativen
Ich denke, dass Menschen zurn einen ohnehin gerne feliern und dass zum anderen Übergänge wie Geburt, Erwachsenwerden, däs Bekenntnis zu einem anderen lvlenschen (Hochzeit} oder der Tod einfacher werden, wenn sie rituatisiert sind. Selbst die Einschulung oder der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule oder der Beginn des Schuljahres sind jedoch von kirchlichen Vertretern usurpiert worden - auch hier wären Alternativen vonnöten. Die Säkülarisierung von gemeinschaftlichen Erlebnissen finde ich notwendig. Derzeit müssen Menschen sich in einer Kirche versammeln, wenn eine Katastrophe betrauert wird und diese wird dann "verkirchlicht" und "vergottet", statt einfach menschlich betrauert zu werden.
- Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben
Freude kann auch aus der Erfüllung einer Pflicht erwachsen - wenn ich rnich überwunden habe und damit ein Ziel erreiche. Es kann mir daher auch eine Lust sein, Pflichten zu erfüllen! lch muss jeden Tag arbeiten, um mich wohl zu fühlen, dann erst kann ich meine Freizeit genießen. (Das kann selbstreden die internalisierte protestantische Arbeitsethik sein, andererseits finde ich meine Arbeit außerordentlich sinnvoll, auch wenn lch mich zu ihr überwinden muss.)
Die Freiheit, meine Wünsche zu leben, hängt nicht nur von mir, sondern auch von anderen Menschen insoweit ab, als ich für manche Dinge andere Mensrhen brauche, etwa für eine Beziehung oder wenn ich mlt jemandem etwas unternehmen möchte. Ansonsten haben wir in Deutschland GIück, denn wir können hier relativ frei leben. Wem nicht das Umglück widerfährt, aufgrund der grausarnen Kürzungen der Sozialleistungen {Nehmen von den Armen, Geben an die Reichen, mangelhafte Umverteilung) von sehr wenig Geld leben zu müssen und daher nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, kann hier gut leben.
- Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung
Der Humanismus ist am Menschen orientiert und ist daher an der Pflicht, über Systeme aufzuklären, welche den Menschen in seinem Menschsein behindern. Wobei, wie oben bereits ausgeführt, auch andere Tiere als der Trockennasenaffe zu ihrem Recht kommen müssen. Es gilt, zwischenmenschliche, ökonomische und ökologische Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, die sovielen Lebewesen als möglich ein gutes Leben gewährleisten.
Meine persönlich Verantwortung liegt in der Information anderer Menschen und in meinem Versuch, meln Leben so zu leben, wie ich es gerne für alle anderen Lebewesen hätte.
- Praktischer Humanismus
Ich habe das Glück, in die Öffentlichkeit gehen zu können, indem ich schreibe, Vorträge halte und öffentlich diskutiere. Aber auch im kleinen Rahmen veröffenttiche ich meine Lebensweise und meine Standpunkte.
- Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben
Selbstbestimmt leben heißt für mich, das zu tun, was mir guttut, solange ich niemanden damit (grundlegend) schade. Denn es versteht sich von selbst, dass man die absolute Schmerzfreiheit für sich und andere garantieren kann.)
Wenn ich mein Lelen als nicht mehr lebenswert empfinde, möchte ich die Freiheit haben, meinen Todeszeitpunkt selbst zu bestimmen und dafür ggf. auch Hilfe in Ansprucht nehmen zu können.
- Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten
Größter Schädefi für die Gesellschaft: Bildungsmangel!
Das Bildungsystsem ist hlerzulande eine Katastrophe. Nicht nur, dass in (fast allen?) Bildungsgesetzen der Länder als erstes den Kindern die "Ehrfurcht vor Gott" gelehrt werden soll, und damit das Anerkennen eines Fabelwesens vor Rationalität und Mitmenschlichkeit propagiert wird. Sondern das Bildungssystem fußt auf dem Ausmerzen von Eigeninitiative, Neugier und kindlichem Miteinander zugunsten von sturem Auswendiglernen und der Wiedergabe standardisierter Inhalte zu gegebenen Zeitpilnkten und vollkommen unabhängig vorn jeweiligen Entwicklunqgstand der lndividuen.
Später in einem Beruf werden dann Eigenschaften und Fähigkeiten gefordert, die im Bildungssystem gnadenlos ausgetrieben wurden.
Es geht in unserer Welt darum, mit Komplexität zurechtzukommen, indem nan Flexibilität und Kreativität trainiert. Genau dies wird jedoch nicht vermittelt.
- Stille bzw. unbekannte Humanisten
Bestimmt. Viele treten gerade nicht mit ihrem Humanismus an die Öffentlichkeit. Wir sammeln.
- Humanismus und Spiritualität
Ja, diese Orte sind vonnöten, da gerade in schlechten Zeiten der Wunsch aufkommt, mit andren Menschen gemeinsam, z.B. der Toten zu gedenken (etwa nach einem Großunfall) oder um Lebensübergänge wie etwa Geburten, Hochzeiten oder des Todes eines Angehörigen oder Freundes zu gedenken.
Ein schöner Raum sollte es sein. Bei schönem Wetter könnte es auch eine Waldlichtung sein, ein Berggipfel oder eine Felsklippe.
- Zukunft und Wünsche
Ich kann nicht Hellsehen.
Mein Wunsch ist, dass der Humanismus sich ausbreiten möge, dass Menschen weltweit sich immer mehr von altertümlichen Mythen distanzieren. Und dass ihre Empathie rnit ihrer Mitwelt zunimmt, ss dass Menschen gemeinsam unsere Welt zu einem (noch) besseren Ort machen.