Rosvita Krausz

Rosvita Krausz, Rundfunkjournalistin            Fotografie©evelinFrerk

2021-04 Rosvita Krausz starb an Leukämie. Die Krankheit, die sie lange Zeit begleitet hat, war stärker.

Keine Kopie / keine Auszüge ohne schriftliche Erlaubnis
Fotografie © Evelin Frerk - Text © Rosvita Krausz

Rosvita Krausz
Studium der Germanistik in Hamburg,  danach Besuch der NDR Rundfunkschule bei Axel Eggebrecht.
Seit über 40 Jahren Journalistin.
Ihre Themen: Porträts von Außenseitern, Grenzgängern, Traumatisierten.
Ihr Anliegen: Menschen und ihre Geschichten zeigen, ohne sie bloßzustellen.
Ihre Überzeugung: Annäherung braucht Zeit.

Rosvita Krausz ist Langzeitrechercheurin. Sie versucht, den Wahrheiten eines Lebens von möglichst vielen Seiten auf die Spur zu kommen. Wie sie Menschen dazu bringt, ihr Innerstes zu offenbaren? Mit Liebe und Risiko. Wer über Grenzerfahrungen sprechen will, muß auch an eigene Grenzen gehen. Rosvita Krausz lebt und arbeitet als freie Rundfunkautorin in Hamburg.

2021-06-25 Postum
Das Feature von Rosvita Krausz
Depressionen nach der Geburt - Das vergiftete Glück - 53 min
auch: https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2021/06/25/das_vergiftete_glueck_depressionen_nach_der_geburt_dlf_20210625_2005_81755c20.mp3

"Britta hatte gedacht, dass sie nach der Entbindung vor Glück und Freude strahlen müsste. Aber als ihr Hebamme das Baby auf den Bauch legte, war die lang ersehnte Tochter ein Fremdkörper für sie. Die 27-Jährige dachte an Selbstmord."  https://www.deutschlandfunkkultur.de/depressionen-nach-der-geburt-das-vergiftete-glueck.3720.de.html?dram:article_id=498853

2018-03-13   Deutschlandfunk 19:15 - 20:00
"V o g e l f r e i - Leben mit Personenschutz" - Feature von Rosvita Krausz zu Salaman Rushdi
Redaktion Wolfgang Schiller
Regie Burghard Reinartz
Im O-Ton wirken mit:
Seyran Ates - Rechtsanwältin, Autorin
Hamed Abdel-Samad - Politologe und Publizist
Hendryk M. Broder - Freund und Publizist
Dr. Michael Schmidt-Salomon - Philosoph, Giordano-Bruno-Stiftung
Christoph O - Personenschützer
Steffen L -  Personenschützer
Zitate aus:
Salman Rushdie: "Joseph Anton – die Autobiografie" - C. Bertelsmann 2012
Hamed Abdel-Samad: „Der islamische Faschismus “ Droemer 2014
Musik: Shahin Najafi

Pressetext:
"Am Valentinstag des Jahres 1989 erhielt Salman Rushdie einen Anruf, der sein Leben veränderte. Von einer BBC-Reporterin erfuhr der Schriftsteller, dass Ajatollah Chomeini ihn "zum Tode verurteilt" hatte. Weil Rushdie in seinem Roman Die satanischen Verse den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt haben soll, rief das geistige Oberhaupt des Iran eine Fatwa aus: Auf Salman Rushdie wurde ein Kopfgeld von mehreren Millionen Dollar ausgesetzt. Er galt – und gilt bis heute – als vogelfrei.
Gerettet haben ihn seine Bewacher, seine Familie und ein historisches Faktum: Es gab noch kein Internet.
Wie ist die Lage  heute für Publizisten und Menschenrechtskämpfer, die  den Hass ihrer Gegner auf sich ziehen?
Hamed Abdel-Samad, 45, ist ein ägyptischer Politikwissenschaftler, Historiker und Publizist, der in Büchern, Fernsehbeiträgen und gern auch Talkshows provokante Thesen zum Islam verbreitet. Seine Bücher „Ist der Islam noch zu retten?“, „Mohamed – eine Abrechnung“ oder “Der islamische Faschismus“   bescheren ihm seit Jahren Morddrohungen und Hassmails aus dem gegnerischen Lager.  Seitdem lebt Hamed Abdel-Samad unter Polizeischutz und ist auf der Flucht. Und auch die türkische Publizistin und Rechtsanwältin Seyran Ates, 54, die mit ihrer liberalen Moschee für weltweiten Aufruhr sorgte, muss neuerdings mit Personenschutz leben."

Berlin, 2018-03-12eF.
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Feature Rosvita Krausz
2013-10-08, 19.15-20. 00
Radio-Sendung im Deutschlandfunk über Andreas Altmann und seine Leser

Pressetext zur Sendung: 
Sie sprechen mir aus der Seele - Der Elternankläger Andreas Altmann als Katalysator

  • 'Hallo Andreas, ich empfinde Dich als Bruder. Genau das Milieu, die Scheinheiligkeit, der blutig metallische Geschmack der Misshandlungen. Ich danke Dir für Deinen Mut.'
  • 'Sehr geehrter Herr Altmann, ich bin 66 und ähnlich wie Sie aufgewachsen. Bei meinem ersten Selbstmordversuch kam ich noch ins Krankenhaus. Das Buch zu lesen war eine Befreiung.'

Der Autor des Bestsellers "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben
meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend"  wird überschüttet von
Lesermails. Die meisten Schreiber sind selber Opfer von Gewalt. Sie
bewundern Altmann für den Mut, den sie nicht gehabt haben. Endlich einer,
der sich erhebt und verbal zum Angriff übergeht.  Viele hat das Buch
ermuntert, sich den eigenen Traumata zu stellen und die 'kommunikative
Beschweigsamkeit' in der eigenen Familie aufzubrechen."
...

Themen in den letzten Jahren

  • Wir sind die wahre Elite dieses Landes – Momentaufnahmen aus der Punkszene SFB
  • Zirkus – die Schaulust, das Spiel mit dem Tod und die Wunder der Geschicklichkeit. SFB/RB
  • Fluchtpunkt Amsterdam – deutsche Junkies im Exil SFB
  • Ich bin nun mal extrem – süchtig nach plastischer Chirurgie SFB
  • Die Geschichte vom grauen Etui – ein Feature über Multiple Persönlichkeiten WDR/SFB 1997
  • Auf der Suche nach dem verlorenen Ich – Multiple Persönlichkeiten und ihre Therapeuten HR (Elisabeth Selbert Preis)  1999
  • Das schwarze Mosaik – Erinnerungen an rituellen Mißbrauch Deutschlandfunk 1999
  • Auf Messers Schneide – die Sucht, sich zu verletzen SWR 2000
  • Leb wohl mein Herzensschöner – Nachruf auf eine schwule Liebe SFB (Felix Rexhausen Preis) 2002
    https://www.blsj.de/medienpreis/bisherige-preistraeger/preis-2002/
  • Der verhängnisvolle Blick – aus dem Leben dissozialer Persönlichkeiten. SWR 2002
  • Die Sprache des Krieges – warum Männer im Krieg vergewaltigen BR/HR 2004
  • Geliebter Teddie – Hommage an Theodor W. Adorno DLF/SFB 2003
  • Das verletzte Gesicht – Leben mit einer Entstellung DLF 2004
  • Im Tunnel des Grauens – ein Feature über Qual und Quote WDR 2005
  • Lauf, Jonathan, lauf! - Amnesie oder die Flucht ins Vergessen DLF 2006
  • Der Zauberer von Czernowitz – Hommage an Gregor von Rezzori Radio Bremen 2006
  • Die Stimme der ersten Stunde – Radiolegende Axel Eggebrecht DLF/Radio Bremen 2007
  • Mörder – Hoffnung der Frauen - Über die Liebe zu Inhaftierten DLF 2006
  • Alles wird gut – im Bann magischer Beratung   Deutschlandradio 2007 http://www.dradio.de/dkultur/programmtipp/feature/733230/
  • Du sollst Vater und Mutter ehren – Vaterankläger Niklas Frank DLF 2009
    Gott segne und behüte Dich – Mädchenjahre in einem Pfarrhaus DLF 2010
    http://www.teltow-flaeming.de/de/aktuelles/2011/11/7255/
     
  •  
     
  • Fünf Tage im Oktober oder die Kunst zu überleben -  die zwei Leben der Landshut-Stewardess Gabi von Lutzau DLF Laß ankern uns vor Salvador – Nachruf auf einen Lügner. 2012 DLF
  • "Vater unser in der Hölle",http://www.vaterunserinderhölle.de/stimmen-zum-buch/hintergruende/kraus…
     
  • "Der trotzige Träumer - Zur Psychologie des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner"
    O-Ton
    Karlheinz Deschner: "Drei Arten von Menschen werden von Priestern regelmäßig betrogen: junge   Menschen, Menschen mittleren Alters und Alte.

khd Feature Rosvita Krausz

 

 

 

 

Karlheiz Deschner Fotografie Evelin Frerk

Karlheinz Deschner: "Religionen sind falsche Mittel zur Befriedigung echter Bedürfnisse";

 

  • Prof. Hubertus Mynarek, Kirchenkritiker - auch Sprecher: "Er (Deschner) ist gesellschaftlich und persönlich, ein durchaus konzilianter, versöhnlicher Typ und dazu macht er den Eindruck eines bescheidenen, fast demütigen Menschen. Aber in Wirklichkeit regt ihn jede Sache, die seinem Gerechtigkeitsmaßstab nicht entspricht innerlich unendlich auf." 

222 Mynarek KHD Feature Rosvita

    

 

 

 

Hubertus Mynarek Fotografie Evelin Frerk

  • Hubertus Mynarek:  "Und sofort kann er sich hinsetzen und eine glänzende Streitschrift verfassen, inspiratorisch getrieben so wie die Propheten vom Offenbarungswort Gottes, so er von seiner Wut über diese oder jene Ungerechtigkeit. Also deswegen ist Streitschrift eigentlich dieser Aspekt, der genau seinem Wesen entspricht. Nämlich gegen alles anzukämpfen, was ihm ungerecht erscheint."
     
  • Hermann Josef Schmidt, Philosoph - auch Sprecher -
    099 HJSchmidt






    Fotografie Evelin Frerk.

    "Beeindruckend bei Deschner finde ich die Konstanz seiner Thematik: er hat sich als erster Europäer vorgenommen, die gesamte Kirchengeschichte aufzuarbeiten."

        2000 Jahre Heilsverkündigung, und 2000 Jahre leider auch Manipulation, Lüge und Volksverdummung.  Es ist ein ungeheures
        Projekt und diesem Projekt hat er sein Leben geopfert und gewidmet und ich hoffe, er wird es zu Ende bringen und ich bin
        beeindruckt mit welcher Treffsicherheit er
formuliert und mit welcher Akribie er recherchiert."

  • Hermann Gieselbusch, Lektor von Karlheinz Deschner - auch Sprecher - "Kennengelernt hab ich Deschner, nachdem ich schon eine Menge von ihm gelesen hatte." - "Man stellt sich einen Menschen vor, der mindestens so einen großen Schnurrbart trägt wie Friedrich Nietzsche, sein großes Idol, oder sonst wie was Imponierendes hat und das hat er gar nicht. Er ist ein typischer Schreibtischmensch. Also er muß schreiben, korrigieren, ändern verbessern und zwar ohne Grenzen. Immer weiter an irgendeinem Text arbeiten."

 

  • Carsten Frerk, Publizist - auch Sprecher

212 CF KHD feature Rosvita Krausz






Carsten Frerk Fotografie Evelin Frerk.

   "Die besondere Last, die Karlheinz Deschner zu tragen hat ist, dass er nicht nur ein Buch schreibt, sondern eine 10bändige   
   Kriminalgeschichte"
, "d.h. dieses Werk, das er sich vorgenommen hat und gegenüber dem Verlag sind 10 Bände zu schreiben, nicht
   ein Band und das ist eine große Herausforderung und eine drückende Last. Wenn man 40 wäre würde man sagen, das schultere ich
   noch in zehn Jahren, wenn man 80 ist sieht diese Last schwer aus, ob man noch die Kraft, den Mut hat. Das ist glaube ich das
   besondere Thema, dieses große Werk, wenn er es denn schafft, wird es die nächsten 2-3 Generationen bestehen bleiben und das ist
   natürlich auch eine Pflicht, die er spürt, dieses große Werk auch zu vollenden und natürlich seinen Nachruhm zu sichern, das ist auch
   eine ganz finde ich normale und berechtigte Motivation, zu arbeiten, es gibt immer diesen Satz 'Wer schreibt, der bleibt'."

  • Karlheinz Deschner: "Kirche – eine Praxis die krank macht, um heilen zu können."

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Karlheinz Deschner Fotografie Evelin Frerk

 

  • Hermann Gieselbusch: "Er ist ein Mann, der zäh festhält, ein Festhaltender und verwirklicht das dann, unglaublich, woher er seine Energie nimmt über Jahrzehnte die Kriminalgeschichte des Christentums zu schreiben. Das hat angefangen mit dem Plan einen 250 Druckseiten umfassenden  einzelnen Band mit diesem Titel zu veröffentlichen. Dann wurden es 3 Bände , dafür habe ich mich eingesetzt: Antike, Mittelalter und Neuzeit und dann merkte er, dass sein ausuferndes Material darin nicht unter zu bringen ist, dann hat er selber den Plan gefasst, es soll 10 Bände umfassen und dann hatte er ein phantastisches Selbstvertrauen solange zu leben, bis er das geschafft hat, dass ...heute wenn man ihn sieht kann man das für realistisch halten. Er brauch 2 – 3 Jahre pro Band, 2 hat er noch vor sich. Am Schluß wird er von den Endorphinen des Marathonläufers  zum Ziel getragen werden und den 10 Band wird er schnell schreiben. Eine gewisse Klippe sehe ich jetzt  den Band 9 zu schreiben, weil das eben so kurz vor der Vollendung ist und da kann man sagen, woher zieht er jetzt die Energie, das noch zu machen. Aber er ist ein Mann der wirklich an dem einmal Erkannten festhält, mit einer erstaunlichen Energie.


 

 

  • Ricarda Hinz, Filmemacherin - auch Sprecherin:

    109 Hinz KHD Feature Rosvita






    Fotografie Evelin Frerk

    "Wenn man Karlheinz Deschner in seinem Arbeitszimmer sitzen sieht, eingehüllt in die Decke am Schreibtisch in einer Höhle von Büchern nur mit Pergamenten, der Schreibmaschine, da drängt sich einem die Assoziation vom armen Dichter unterm Regenschirm und im Bett kauernd, es tropft rein; dieses Bild von Spitzweg, das drängt sich dann auf." "Er hat lange Zeit einen Hasen gehabt, er hat unten die unteren Bücher alle an gefressen.  Deschner  hat uns gezeigt-  so ein Gedichtband von Eichendorf - wo ein Fünftel unten kreisrund weggefressen war vom geliebten Hasen, aber bis an die Gedichte hat er sich nicht rangefressen, die konnte man noch lesen, nur das umblättern war erschwert. Aber auch da, er läßt die Tiere gewähren, er lässt sie Pergament essen und die Katzen dürfen die Möbel  zerkratzen und sind immer in seiner Nähe, er lebt zwischen Büchern, und Katze und Hase und Hund .

    Hermann Gieselbusch: (leider kein Portrait)
  • "Da hat keiner Zutritt, das ist nicht so leicht - es sieht furchtbar unordentlich aus, aber er weiß genau wo alles ist,  findet auch alles schnell wieder, ist erstaunlich gut organisiert, aber so die frische Auseinandersetzung, das Handeln in der Öffentlichkeit, das liegt ihm gar nicht. Wenn er irgendwo in der Eisenbahn sitzt in einem Abteil , er vertieft sich sofort in irgendwelche Bücher, er arbeitet dann und schließt sich damit aus von jeder direkten Kommunikation mit anderen Menschen, also wenn man es im Jargon ausdrücken will, dann würde ich sagen es ist im ganz hohen Grade das Charakterbild eines sehr leicht verletzlichen einer narzisstischen Persönlichkeit, aber ich kann mir überhaupt keinen Schriftsteller ob Sachbuchautor oder Lyriker oder Dramatiker vorstellen, der nicht eine ganz große Portion dieser Eigenschaft hat/ Wer das nicht hat, der wird kein Schriftsteller."


  • Zitator - "Ich habe mich vorhin im Spiegel betrachtet. Ich habe mich noch nie so im Spiegel betrachtet. Ich habe in mein Gesicht gesehn. Ich war so voll Haß, voll Wut, voll Scham, voll Enttäuschung, ENTTÄUSCHUNG. Ich hätte mich anspucken, hätte weinen, in den Spiegel schlagen können, mitten hinein die Faust in die Visage. ...Ich habe keinen Beruf. Ich habe keinen Namen.  ..Und ich sah mein Gesicht, mein Gesicht – unrasiert, blaß, Falten um den Mund, Schatten unter den Augen. Die Augen glänzen. Ich war verzweifelt. VERZWEIFELT. Mein ganzes Leben stand da, starrte aus dem Schädel, der schon kahl wird. Ich habe geglaubt, schreiben zu können. Ich habe geglaubt, Dichter zu sein. Ich wollte Ruhm zwingen. Doch ich bin ein Hysteriker, ein Scharlatan."
    Karlheinz Deschner, Die Nacht steht um mein Haus. Roman 1956

    Hermann Gieselbusch: "Er gehört zu den Autoren, die mit einem ungeheuren Paukenschlag plötzlich auf der literarischen Bühne standen 1956 mit seinem ersten schmalen sog. Roman „Die Nacht steht um mein Haus“ eine ganz dünn verschleierte autobiografische Darstellung. Die Heldenfigur wird Paul Reiher genannt. Es ist Karlheinz Deschner. Persönlich würde er das nie bestreiten. Da kann man 1:1 davon ausgehen, dass das, was er  als sein Wesen, Träume, Ängste mitteilt, das stimmt biografisch alles ganz genau. Da ist nichts erfunden."

    Zitator - "Ich habe die Leute angeschmiert, mich selbst angeschmiert. Ich habe nicht gelogen und war doch ein erbärmlicher Lügner. Ja ich habe Aufzeichnungen gemacht, Skizzen gemacht, Pläne, eine ganze Mappe voll. Aber es sind bloß Fragmente, Fetzen; Stimmungsfetzen, Gesprächsfetzen, lauter Fetzen, Fetzen von Gedanken, von Ideen, Figuren, gar nicht schlecht, doch Fetzen bloß, Fetzen!

    Hermann Gieselbusch: Das ist für ihn der Punkt, den er selber  eingesehen hat, ich kann nichts erfinden, deswegen kann ich keine Romane schreiben das hat er eingesehen,  das prädestiniert ihn zum Historiker, da muß man nicht etwas erfinden, sondern man muß etwas herausfinden über Figuren, die mehr oder weniger gut dokumentiert sind, das ist seine große Lebensaufgabe dann geworden."
    Hermann Josef Schmidt: "Ich weiß von vielen, fast allen Germanisten dass das das Erweckungsbuch der späten 50iger Jahre war. Kitsch, Konvention und Kunst. Ich war hingerissen. Ich hab erstmals den Namen Karlheinz Deschner gehört.  Ich war beeindruckt und dachte: brillianter Literaturkritiker. Dann habe ich mich oder ein Philosophiedozent in freiburg hat sich mit mir befreundet, wir haben uns unterhalten, da stand er auf und sagte: ich glaube, ich hab was für dich und dann das war 1962 dann brachte  er mir einen dicken braunen Band: „Abermals krähte der Hahn!“ Karlheinz Deschner! Das ist eine Multibegabung und da ich aus dem Katholizismus kam und mich damals intensiv mit Religionsgeschichte beschäftigte und intensiv..war ich beeindruckt, die Argumentation erschien mir ausgesprochen stichhaltig. Mit einer leisen Schwäche – die Kritik an Jesus war nicht scharf genug." ..

    Hermann Gieselbusch: "Es ist natürlich so, wenn man im Abstand von 2 Jahren immer wieder einen neuen Band der Kriminalgeschichte des Christentums als Lektor durchzusehen hat, sehr sorgfältig zu lesen hat, dann kann man nicht umhin zu erkennen dass diese Geschichte, d.h. der Entschluß nur die schwarze Seite der Geschichte zu schildern, das wird programmatisch in der Einleitung zum Gesamtwerk genau geschildert, also alles Positive was 100fach bereits publiziert wurde weg zu lassen, weil er sagt, da brauche ich nichts mehr zu leisten, sondern alles was dort in den apologetischen Geschichten der Kirche und des Christentums steht mit einer dunklen Folie zu hinterführen und das ist natürlich ermüdend, wenn man ein Verbrechen, eine Gemeinheit, eine Unmenschlichkeit  an die andere gereiht sieht, das ermüdet den Autor auch. Er sagt, ich habe manchmal Schwierigkeiten, die richtigen Vokabeln zu finden, sich nicht dauernd wiederholen zu müssen. Was sagt man schon wieder von Vergewaltigung durch Mönche, wenn man von Folter, von „Säcken“, die Tätigkeit des Säckens, in einen Sack einnähen und ins Wasser werfen, bis die Menschen elendig ertrunken sind, all diese schrecklichen Strafen, die es gegeben hat, Judenverfolgung usw wie schildert man das sprachlich reizvoll, das ist ein stilistisches Problem, weil die Eintönigkeit des Verbrechen eben in der Sache gegeben ist. Aber ich finde er löst das großartig indem er Einzelfälle sehr lebhaft, geradezu mit Reportagestil schildert und daneben eben doch wieder den großen geschichtsphilosophischen Rahmen bietet, und die Anzahl der treuen Leser, die ihm über Jahrzehnte bei der Kriminalgeschichte des Christentums folgen und ihm immer Briefe schreiben, dankbare Briefe, ein Teil der treuen Leser, die jeden neuen Band begierig lesen,   die sprechen dafür dass er dieses Publikum mitreißt, bezaubert. Er ist ein mitreißender Schilderer, mit allen Wassern gewaschen, nur nicht mit Weihwasser."
     
  • Hermann Josef Schmidt: "Ich halte es für sehr gefährlich, wenn man versucht Deschners Kirchenkritik unter psychologischen Gesichtspunkten zu sehen. //dass man sagt: er muß eine Verletzung erlitten haben und jetzt rächt er sich dafür. Man sollte vielleicht zentrale Erfahrungen anders interpretieren: unser Leben besteht darin, in der Verarbeitung zentraler Erfahrungen und das Niveau unserer Lebensführung ist   abhängig von dem Niveau der Verarbeitung unserer Erfahrungen. Deschner war als junger Mann im Krieg. Er hat als junger Mann erfahren, dass Humanität nicht zählt.

hjschmidt Feater KHD Rosvits Krausz

 

 

 

 

Hermann Josef Schmidt - Fotografie Evelin Frerk

 

  • Hermann Gieselbusch: "Ich glaube auch, wie viele andere auch die ihn kennen, dass die Enttäuschung über die menschliche Natur, die er im Krieg bei Kameraden und beim Gegner erlebt hat, dass das für ihn einschneidend war und zu einem Zweifel an allen Autoritäten geführt hat und  und eine der Autoritäten, die es  nach dem Krieg überhaupt noch gab, in der Politik gabs die nicht, war eben die Kirche die in Bayern jedenfalls Ordnungscharakter erster Güte gehabt hat und wenn man dann den grundsätzlichen Zweifel hat und mit erlebt hat wie Bischöfe wie Faulhaber, Kardinäle sich den braunen Machthabern an den Hals geworfen haben, dann wird man aufmerksam und verfolgt die Sache. Deschner ist ein Verfolger, das gilt für sein Wilderertum, das gilt für seine politischen literarischen und auch seine historisch religiösen Gegner. Er braucht Gegner um sein Talent zu entfalten."  


    Mynarek 222 KHD Feature Rosvita Krausz






    Hubertus Mynarek - Fotografie Evelin Frerk

    "Karlheinz Deschner ist ein Mensch von einem radikalen Wahrheitsdurst von einer geradezu fast selbstzerstörerischen Wahrheitslust, d.h. er bringt ganz offen zu Tage in seinen Büchern, was auch gegen ihn verwendet werden kann. Wie z. B., dass er sich als Wilderer beschreibt, der 2 Jahre lang mit Wollust Tiere nicht bloß getötet sondern gequält hat. Und dann schreibt, dass diese zwei Jahre die schönsten in seinem ganzen Leben gewesen seien. Und hier könnte der Schlüssel liegen, diese ungeheure Aggression, die in seiner Jagdleidenschaft steckte, die Jagdleidenschaft hat er aufgegeben, aber die Aggression ist geblieben, und die setzt er jetzt auf alle  negativen Seiten des Christentums ein."

     
    Hermann Gieselbusch - "Ich glaube, er ist ein melancholischer Mensch, das kann in seiner Kindheit ganz anders gewesen sein, aber zumindest nach dem Krieg, wo er erlebt hat dass Menschen mit denen er eng zusammengelebt hat als Soldat , wie die wie die Fliegen dann starben, die Zufälligkeit seiner eigenen Existenz, da Deschner ein Mann mit einem sehr guten Gedächtnis ist und ihm klar ist von welchen Zufällen das eigene Überleben abhängt, und er die Toten nicht vergessen kann. Es gibt Beschreibungen in seinem Werk, dass er Jahrzehnte lang das Grab seiner Mutter aufsuchte regelmäßig und mit ihr gesprochen hat, oder das Grab von seinen Hunden  im Garten besucht hat und mit den toten Hunden gesprochen, das hat er geschildert, er kann es nicht vergessen was für wunderbare, treue ergebene, lebendige kühne Wesen diese Tiere waren die mit ihm lebten, das macht einen Menschen zum Melancholiker, dass er sieht wie vergänglich alles ist. Und wenn man sein Leben noch der Historiographie widmet 10200, die Vergangenheit beschwört, dann weiß man wie vergänglich alles ist.
    Man ist sich nicht sicher. Was motiviert diesen Menschen solche Bücher zu schreiben und was hat der erlebt. Da wird man natürlich neugierig. Man möchte mehr wissen. Und ist das koscher, was ihn da motiviert. Und als wir ihn dann kennen gelernt haben, jetzt könnte ich nur sagen man kann keinen reineren Menschen finden. Der ist so unverdorben durch Positionen, die er hätte einnehmen können im Leben. Er ist ja nie aufgestiegen hat nie Karriere gemacht an keiner Uni, an keiner Institution, das hat ihn nie verfärbt. Verdorben. Er ist ein ganz klarer reiner aufklärerischer Geist. So was kennen gelernt haben zu dürfen ist ein echtes Privileg und jeder der ihn kennen lernt, denkt ähnlich."
khD Katze

O-Ton Karlheinz Deschner: "Wie könnte ich glauben, es werde früher oder später besser, wenn ich bezweifel, dass es je besser wird. Und doch mühte ich mich ein Leben lang, dass es besser werde, eher früher als später."

 

 

Rosvita Krausz Auszeichnungen (Auswahl)
1999 Elisabeth-Selbert-Preis für "Auf der Suche nach dem verlorenen Ich"
2002 Felix-Rexhausen-Journalist_Innen-Preis für "Leb wohl mein Herzensschöner - Nachruf auf eine schwule Liebe"

Berlin, 2013-03-13  2021-10-17 |2023-03 eF.