Dr.-Ing. Gerd Eisenbeiß

Dr. - Ing. Gerd Eisenbeiß                      Fotografie privat 
 
zur Person:
"Dr. Ing. Gerd Eisenbeiß zur Person geb.: 1942
Nach einer akademischen Ausbildung in Physik Wissenschaftler am Kernfor- schungszentrum bei Karlsruhe und Promotion zum Dr. Ing. an der Uni Karlsruhe.
Ab 1973 Referent im Bundeskanzleramt und im Forschungsministerium, beschäftigt mit vielen Themen der Forschungspolitik, insbesondere auf dem Gebiet der Energie- technik und Energiepolitik, Informationstechnik und europäische Forschungspolitik, 1977-1979 im Leitungsstab des Ministeriums Referatsleiter für Kabinett- und Parla- mentsangelegenheiten.
1990 bis 2001 Programmdirektor für Energie- und Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie 2001 bis 2006 Vorstand für Energie- und Materialforschung im Forschungszentrum Jülich.
1996 von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie mit dem DGS-Solarpreis geehrt.
Bis 2008 Mitglied der Energie-Beratungsgruppe der Europäischen Kommission. Seit Pensionierung 2006 beschäftigt mit Beratungen, Vorträgen und privaten Arbeiten zu Themen wie Klimaschutz, Religionen, Volkswirtschaft und anderes wie Kurzgeschichten, Satiren und kleine Gedichte.
Gerd Eisenbeiß, verheiratet, 2 Töchter,
 
Dr. Gerd Eisenbeiß ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Buchbeiträge.
mehr unter „Gerd Eisenbeiß“ in Google." und Dr. Gerd Eisenbeiß: http://www.politikessays.de
 
veröffentlichte Themen:
u. a. vom 8.Januar 2016: Brauchen wir ein Einwanderungsgesetz?;
 
Vorträge und Veröffentlichungen

 

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E p i k u r s   G a r t e n

Gerd Eisenbeiß   „... spirituelle Schwärmerei lässt mich eher schmunzeln...

1. Selbstdefinition:
Eigentlich klingt mein Kerninteresse schmal: der Mensch in der Gesellschaft.
Mein Berufsleben in Forschung und politiknahem Forschungsmanagement gab viel Gelegenheit,  die zugehörigen Felder Politik, Wirtschaft, Soziologie etc kennenzulernen. „Humanistisch“ beschult, kam mit alten Sprachen, Geschichte und Geographie bald auch der Ausbruch aus der evangelisch-christlichen Welt meiner Umgebung,  weniger der „lauen“ Eltern, als wegen der wachsenden Erkenntnis, dass religiöse Überzeugungen einerseits wichtige, ja prägende Aspekte für das Thema „Mensch in der Gesellschaft“ sind, andrerseits aber auch orts- und zeitgebundene Spekulationssysteme.
Als ich mit etwa 14 beschloss,  Physik zu studieren, stand im Hintergrund immer noch die Frage, ob diese Wissenschaft etwas zur Gottesfrage würde aussagen können. So wurde ich Physiker, erst im Bereich der Hochenergiephysik, später in der Verfahrenstechnik; daher der Dr.-Ing.
Zur Gottesfrage sagte die Physik nichts,  aber zum Weltdeutungsanspruch der Religionen bescherte und beschert die Wissenschaft, insbesondere die Physik, den Schamanen,  Priestern, Gurus und Imamen nur Niederlagen. Das befestigte meine zunächst skeptische, dann agnostische und seit Jahrzehnten atheistische Sicht der Welt.
Der berufliche Werdegang verlief glatt mit glücklichen Weichenstellungen: Studium und Forschung in 12 Karlsruher Jahren, Kanzleramt und Forschungsministerium in 17 weiteren Bonner Jahren, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt 11 Jahre in Köln (und vielen anderen Orten) und schließlich 5 Jahre als Vorstand im Forschungszentrum Jülich. In den meisten Stationen war Energieforschung das fachliche Hauptgebiet. Damit waren viele Veröffentlichungen,  Reden, Bücher verbunden, die teilweise auf www.politikessays.de ebenso nachlesbar sind wie religionswissenschaftliche Texte, Gedichte, Satiren und andere Kurzgeschichten, darunter auch eine 5-teilige VHS-Vorlesung über Religionen und ein Kinderbuch „Jonathan“.

2. Entscheidende Erfahrungen:
Hier nur jene, die den Abschied vom Christentum verursacht haben. Es war der Religionslehrer in Mannheim, der uns über die historischen Zeiten vor 2000 Jahren unterrichtete. Gerade waren die Texte von Qumran zugänglich geworden, man verstand die Einflüsse der hellenistischen Gnosis und dem aus Persien kommenden, zoroastrischen Dualismus und ihren Einfluss auf Essener und andere jüdische Reformbewegungen.  Das war der Beginn der Relativierung der immer behaupteten Einmaligkeit und Besonderheit der Evangeliums-Geschichten. Dann las ich Helmuth von Glasenapps Fischer-Lexikon über nicht-christliche Religionen.
Konsequenterweise trat ich nach einigen Jahren religiöser Wurstigkeit aus der Kirche aus.


3. Elitär:
Wer sich zum Thema Elite äußert,  begibt sich in Gefahr missverstanden zu werden. Sicher haben verschiedene Menschen unterschiedlich großen Einfluss auf andere, auf wenige, auf viele oder gar auf Massen. So geht von manchen Führung und Verantwortung aus. Man kann sie ganz nüchtern als Elite bezeichnen, insbesondere wenn sie sich nicht „elitär“ abgehoben benehmen.
Ich fühle mich wegen meines geringen Einflusses auf andere oder gar relevante gesellschaftliche Prozesse nicht als Teil einer Elite. Was mein Reden und Schreiben im Einzelnen vielleicht doch bewirkt, entzieht sich meiner Kenntnis.


4. Religiöse Zwänge 
 ... habe ich nicht erfahren.
Allerdings hat es mich beim Abschied vom Glauben durchaus Willens-kraft gekostet, Rituale wie das „Gute-Nacht-Gebet“ zu unterlassen. Andere werden noch wesentlich stärkere Prägungen erfahren haben als ich in meinem oberflächlich evangelischen Elternhaus.

5. Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität:
In meinem beruflichen und privaten Umfeld ist auffällige oder gar penetrante Religiosität eher selten, dagegen gibt es insbesondere bei weiblichen Bekannten eine große Neigung, viel esoterischen Unfug zu glauben und D60-Zuckerkügelchen für Medizin zu halten. Ich werde dann bedauert, weil ich die wunderbaren Geheimnisse hinter der Wirklichkeit nicht sehe. Manchmal nervt das.
Auch deshalb bin ich in der GWUP und fördere die dortigen sauberen Untersuchungen.
6. Glaubensfreie Alternativen:
Nicht religiös zu sein, hat bei mir keine Lücke hinterlassen, die durch Alternativen zu füllen wäre.
Das Hirn und die Tage sind lückenlos angefüllt mit interessanten Dingen und Freude am Leben.

7. Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben:
Na klar! Die Grenzen ergeben sich aus der Rücksicht auf andere. Ein Einengungsgefühl ergibt sich daraus aber nicht.

8. Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung:
Ich kann mit dem Begriff „Humanismus“ nicht viel anfangen (vielleicht, weil ich auf humanistischen Gymnasien war). Ich denke, dass die Gesellschaft frei sein sollte, sich auf Regeln und Gesetze zu einigen, die der Würde des Menschen entsprechen und dem Kant’schen Imperativ genügen. Dabei ist der Mensch der Souverän, allerdings immer im fairen Abgleich mit den Mitmenschen.
Ich mag den Begriff der Solidarität als Leitbegriff, erkenne aber an, dass die konkreten Menschen unserer Zeit (auch ich) noch immer weit überfordert sind, wenn die Abstufungen gefühlter und realisierbarer Solidarität nicht beachtet werden. Familie, Nachbarschaft und Freunde, Landsleute, der Staat, die EU sind solche Abstufungen. Jenseits dieser Kreise leben noch fast 7 Mrd. Menschen, die sehr, sehr wenig Solidarität erfahren, Humanismus hin oder her; mit diesen wird nicht geteilt. Das schmerzt, aber auch ich gebe nicht 90% meines Einkommens für die Not der Welt.
Aufklärung heißt, den Verstand zu schulen und zu nutzen, und beinhaltet einen konkreten Bildungsauftrag, die Welt zu erforschen und die Ergebnisse (genauso wie die verbleibenden Ungewissheiten) zu verbreiten. Erst mit der Aufklärung wird der Mensch auf den Weg zum homo sapiens gesetzt.

9. Praktischer Humanismus:
Ja. Bildung. Und sokratische Hilfe beim Fragen und Denken.

10. Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben:
Vorbehaltlos befürwortet. Mein Leben gehört mir; nur ich darf entscheiden, ob ich es freiwillig vor der Zeit verlasse. Bei Entscheidungsunfähigkeit sollten diejenigen Personen entscheiden (z.B. Frau und Kinder), denen das Vertrauen übertragen wurde, im Sinne des Entscheidungsunfähigen zu entscheiden und zu handeln.
 
11. Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten?
Dass wir die scheinbar unendliche Prozesskette aus Neugier, Wissenschaft und Forschung, Technologie, Produktivitätserhöhung und deshalb Wirtschaftswachstum mit Zerstörung des Planeten nicht durchbrechen.
Das Lösungskonzept der Solidarität (oder meinetwegen des Humanis-mus) liegt doch auf der Hand: Produktivitätszuwächse müssen zu mehr Freizeit genutzt werden und  nicht zu Einkommenserhöhungen. Und die Wohlhabenden wie wir müssten damit anfangen, statt immer schneller zu rennen, damit die anderen ja nicht aufholen können. Sicher müsste man sogar noch weiter gehen und die Arbeitszeiten in den reichen Ländern schnell verkürzen – natürlich ohne Lohnausgleich, sonst ist der ökologische Effekt ja Null.
So ist die Neugier des erwachten Hirns der Anfang eines großartigen Prozesses, dessen Ende seit etwa 100 Jahren durch die Gier nach mehr desaströs wirkt.

12. Stille bzw. unbekannte Humanisten:
Fehlanzeige

13. Humanismus und Spiritualität
... haben nichts miteinander zu tun. Wenn Menschen ihre Gefühligkeit als Spiritualität bezeichnen, wenn sie meinen, sie hätten eine mit Geistern oder dem Kosmos verbundene Seele, können sie trotzdem tolerante gute, hilfsbereite Menschen sein, warum nicht auch "Humanisten".
Ich glaube, dass die „Seele“ nur ein praktikabler Arbeitsbegriff für komplexe Eigenschaften des Körpers ist, vielfach manipulierbar, und mit diesem erlischt. Insofern lässt mich spirituelle Schwärmerei eher schmunzeln, als dass es mich stört.

14. Zukunft und Wünsche:
Weltweiter Sieg der Aufklärung und eine internationale Rechtsordnung, die friedliche Konfliktlösungen möglich macht.
Europa muss mit seiner Union vormachen, dass das geht. Deshalb ist die Erhaltung und Stabilisierung der europäischen Wertegemeinschaft, laizistisch und tolerant, in einer zusammenwachsenden EU eines der vordringlichsten politischen Zukunftswünsche.
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Antworten © beim Urheber Dr. Ing. Gerd Eisenbeiß
„Epikurs Garten“ – „Who is Hu“ – Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk
Die Reproduktion und das Kopieren sind nicht zulässig. Auch Auszüge bedürfen der schriftlichen Genehmigung
Fragen entwickelt und gestellt von Evelin Frerk und Laura Kase - mit Dank an Dr. Fiona Lorenz und Dr. Ursula Menzer.
Berlin, 2016-01-14/28.01.2016eF