David Helmus

David Helmus          Fotografie©evelinFrerk.

*1988

David Helmus studiert Philospohie und Physik.

2015-03-15: Die Partei der Humanisten wählte auf einem "vorgezogenen ersten Bundesparteitag"  ihr  Parteigremium.
David Helmus wurde  als Vorstandsvorsitzende bestätigt.

Seine Themen bei der Partei der Humanisten: Demokratie, Menschenrechte, Drogen- und Außenpolitik 

 

David Helmus mit einem Statement - persönlich und zu seiner Weltanschauung

 

Epikurs Garten

David Helmus             “Die Würde des Menschen liegt in seiner Selbstbestimmung”
                                    - Zitat aus dem Grundsatzprogramm der Partei der Humanisten


"Ich bin in Westfalen geboren und wurde christlich erzogen. Die Kinderbibel und der sonntägliche Kirchenbesuch gehörten für mich zum Alltag. Meine Eltern ermutigten mich aber auch zur Neugier und zum selbstständigen Denken. Dies führte früh zu einer kritischen Distanzierung zur Kirche als Organisation. Mit 14 verweigerte ich mich der Firmung, weil ich mich nicht zur Kirche (damals aber noch zu Gott) bekennen wollte. Vom Atheismus und Humanismus als Weltanschauung erfuhr allerdings erst nach der Schule. In dieser, einem bischöflichen Gymnasium war davon nie die Reden.
Außer an Religion und Mythologie war ich auch an Politik interessiert. Bis auf die Mitbegründung der Grünen Jugend in meinem Heimatort, konnte ich mich aber nie zur aktiven Mitarbeit entschließen.
Der Papstbesuch im Bundestag verband mein politisches Interesse mit der Kirchenkritik. Die Begeisterung der Breiten Masse, vor allem in der Politik über den Besuch und die fehlenden kritischen Stimmen in den Medien schreckten mich auf.
Erst durch Recherchen danach erfuhr ich vom Humanismus und den verschiedenen Verbänden. Diese haben aber weder in der Gesellschaft noch in der Politik einen angemessenen Rückhalt. Warten ändert nichts und mit meinen Beschwerden nervte ich zunehmend meine Freunde. Wer Veränderung will muss selber aktiv werden. Um konstruktiv tätig zu werden und humanistischen Ideen endlich eine konsequente politische Stimme zu geben, entschloss ich mich mit gleichgesinnten die Idee einer humanistischen Partei zu verwirklichen. 

1. Selbstdefinition:
Weltanschauungen sind mit wenigen Worten kaum treffen zu beschreiben. Aber meines zeichnet sich durch Naturalismus, Atheismus und eine kritisch-rationale Herangehensweise aus.
 
2. Entscheidende Erfahrungen:
Der Wandel meiner Weltanschauung von einem naiven christlichen Weltbild hinzu einem naturalistischen und atheistischen wurde nicht von einzelnen Ereignissen bestimmt. Viel mehr war es ein Wandel mit vielen Epochen den ich auch jetzt nicht als abgeschlossen betrachte.
Vor allem die Weltgeschichte ließ mich, zunächst der Kirche und später auch Gott, den Rücken kehren. Die Differenz zwischen Predigt und Handlung der Religionen war überall sichtbar. Über die Wissenschaft wandelte sich mein Gottesbild von einem realen unbegreiflichen (Kindheit) über den Lückengott (frühe Jugend) hinzu einem pantheistischen (späte Jugend). Die simple Erkenntnis, dass die Idee eines Gottes, eines Vaters und Aufpassers eine ist, nur menschliche Sehnsüchte befriedigt, ließ “Gott” für mich endgültig zu einer Konstruktion werden, die mit der Realität nichts zu tun hat. Politisch wandelte sich meine Weltanschauung durch den Wegfall absoluter Werte von einer eher linken zu einer eher liberalen Einstellung.

3. Elitär:
Denken Sie, dass Glaubensfreiheit und wertphilosophisch begründete Ethik elitär ist oder auch breite Bevölkerungsschichten erreichen kann? Welche kooperativen Strukturen wären nützlich, um mehr Menschen mit dem humanistischen Gedankengut zu erreichen.
Die Glaubensfreiheit hat für mich nichts elitäres. Deren Bedeutung wird auch dem einfachsten Menschen sofort bewusst, sobald er in seiner Freiheit eingeschränkt wird. Etwas anders sieht das bei ethischen Überlegungen aus, diese leben vom aktiven Gebrauch der Vernunft. Sie sind nur zu vermitteln, wenn die Menschen nicht nur als Objekt in die Überlegungen einbezogen werde. Die breiten Bevölkerungsschichten müssen dazu befähigt werden selber ethische Überlegungen anzustellen, bzw. komplexen Überlegungen folgen zu können, anstatt das Denken anderen zu Überlassen und der Moral von Religionen oder Wissenschaftlern folge zu leisten. Mit einer klaren Ausdrucksweise hapert es auch bei einigen Philosophen.

4. Religiöse Zwänge:
Mein Leben war von vornherein durch regelmäßige Kirchenbesuche, Messdienertätigkeit, Bekenntnisgrundschule und bischöfliches Gymnasium eng mit der Kirche verbunden. Von religiösen Zwängen kann man nicht sprechen. Meine Mutter war undogmatisch gläubig und mein Vater neugierig spirituell. Ich hatte meine gesellschaftlichen und geistigen Auseinandersetzungen mit der Kirche und deren Mitarbeitern (der Direktor meiner Schule war ein Priester) und habe mir schon früh nichts von scheinbaren Autoritäten erzählen lassen. Aber ich bin in einem Land aufgewachsen, in dem ich mir das erlauben konnte.

5. Konkrete Eigenerfahrungen mit Religiosität:
Wie schon erwähnt wuchs ich katholisch auf und habe mich als Kind für mystische Geschichten begeistert. Gemessen habe ich sie aber an ihrer Reproduzierbarkeit und damit hat sich das Thema schnell für mich erledigt.

6. Glaubensfreie Alternativen:
Ja, ich schaue Fußball. Für mich der letzte Ort für steinzeitliche Instinkte. Freund - Feind Denken, Kollektivismus, Emotionen und Parteilichkeit, Schlachtfelder und Armeen (der Rasen und die Mannschaft) und einem heroischen Sieger. Die zivilisierte Form eines Stellvertreterkrieges.

7. Freiheit, eigene Wünsche und Gedanken zu leben:
Als Konsequentionalist fühle ich mich an keine Pflichten gebunden. Grenzen werden von Interessenkonflikten und Argumenten beschrieben. Dazu bin ich hedonistisch veranlagt, was dazu führt, dass ich alle Rationalität auch mal gut sein lasse, wenn es um meine privaten Belange geht. Ich trinke Alkohol, obwohl Ecstasy weniger gefährlich ist.
Die Grenze des machbaren bestimmt bei mir nicht das Gesetz sondern mein Gewissen, was wiederum rational determiniert ist. Sollte das mal nicht der Fall sein, wünsche ich mir von anderen darauf hingewiesen zu werden. Das empfinde ich als Freiheit.

8. Zusammenhang zwischen Humanismus und Aufklärung:
Man mag sich über verschiedene Strömungen und Uhrheber des Humanismus streiten. Aber mein Humanismus geht Hand in Hand mit Aufklärung. Die Welt zu verändern geht nur real, nicht ideell. Dazu ist es zwingend notwendig, dass irrationale Welterklärungen durch kritisch rationale ersetze werden.

9. Praktischer Humanismus:
Möglich allemal und sinnvoll auch. Allerdings bevorzuge ich den Weg des Vorlebens über den Weg des Missionierens. Ich lebe mein Leben und kann Alternativen vorschlagen. In Gesprächen bekomme ich oft mit, dass Menschen schon humanistisch denken ohne den Humanismus als Konzept zu kennen. Letztendlich muss aber jeder Mensch selber wissen, wie er mit den Informationen umgeht und was er daraus macht.

10. Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben:
Ein klares Ja zu beidem. Das selbstbestimmte Leben sehe ich, zumindest in den “westlichen” Gesellschaften als weitgehend akzeptiert. Große Meinungsverschiedenheiten gibt es beim selbstbestimmten Sterben. Diese wird überlagert von übernatürlichen Ideen vom Tod und dem “Geschenk des Lebens”.
Einem lebensmüden und sterbewilligen Menschen das Sterben zu verweigern ist unterlassene Hilfeleistung, wenn nicht gar Folter und sollte auch so behandelt werden. Die jetzige Rechtslage ist peinlich und die bevormundende Art und Weise wie Politiker und Geistliche über “das Leben” reden, wiedert mit an.

11. Was schadet der Gesellschaft aktuell am meisten?
Irrationalität, Idealismus, Romantik und Unmündigkeit. Um die Welt zu gestalten ist ein möglichst realistisches Bild dieser unabdingbar. Obwohl wir auf einem wissenschaftlich und ethisch noch nie erreichten Stand sind, werden politische Debatten nach wie vor von religiöse und philosophische Verklärungen der Welt dominiert. Dazu kommt eine romantische Einstellung gegenüber organisierten Religionen selbst bei ungläubigen Menschen. Gekrönt wird die Problematik von der Bereitschaft vieler die Fragen ihres Lebens von anderen beantworten zu lassen.

12. Stille bzw. unbekannte Humanisten:
Alle Humanisten werden verkannt. Es gibt so viele aktive und beachtenswerte Menschen, die sich in unterschiedlichsten Projekten im Sinne des Humanismus engagieren. In der Politik aber, dort wo entschieden wird, haben sie nichts zu sagen. Das ist für mich gänzlich unverständlich. Auch deswegen wurde die Partei der Humanisten gegründet. Sie soll den vielen humanistischen Visionen endlich eine politische Stimme geben.

13. Humanismus und Spiritualität:
Wenn Spiritualität bedeutet sich in etwas größeres Eingebunden und sich angesichts dessen zu erden, dann sind meine Orte Universitäten, Bibliotheken und historische Orte der politischen und individuellen Emanzipation. Aber auch Youtube, zum Beispiel wenn ich Vorlesungen von Personen wie Neil deGrasse Tyson oder Lawrence Krauss lausche. Ansonsten habe ich für Romantik relativ wenig übrig.

14. Zukunft und Wünsche:
Ich wünsche mir, dass humanistische Ideen wieder oder endlich einen größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen. Dass sich Menschen als Menschen und nicht als Teil eines Kollektives identifizieren und, vor allem, dass sich Menschen auf der ganzen Welt von religiösen oder politischen Ideologien emanzipieren können und am weltweiten freien Austausch der Ideen teilnehmen können.
Dazu bin ich begeistert von transhumanistischen Visionen. Meine Vorstellungskraft reicht allerdings nicht aus, um mir eine total andere Welt schon in 20 Jahren vorstellen zu können. Gesellschaftlich sind wir (noch) zu sehr von Legislaturperioden abhängig.

 

  Antworten © bei David Helmus
„Epikurs Garten“ – „Who is Hu“ – Gesichter gegenwärtiger Humanisten © Evelin Frerk


Die Reproduktion und das Kopieren sind nicht zulässig. Auch Auszüge bedürfen der schriftlichen Genehmigung.

Fragen entwickelt und gestellt von Evelin Frerk und Laura Kase.
Mit Dank an Dr. Fiona Lorenz, Dr. Ursula Menzer und für seine Inspirationen Dr. Gerhard Streminger.

Bad Radkersburg, Österreich, Berlin, Hamburg, Trier.

Berlin, 2015-03-19ef/2015-04-12ef..